Lehrer:innen-Bildung

Qualitätsmerkmale der DaZ-Förderung

10. Dezember 2024

Sprachförderung in der Schule gelingt, wenn alle Lehrpersonen in allen Fächern sprachsensibel unterrichten. Die folgenden vom Institut Unterstrass a.d. PH Zürich (IU), der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) und der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) entwickelten Qualitätsmerkmale haben zum Ziel, Lehrpersonen in der wirksamen Sprachförderung zu unterstützen.

Grundsätzlich muss jeder Unterricht sprachsensibel gestaltet werden. Sprachförderung findet in allen Fächern und durch alle Lehrpersonen statt. Die DaZ-Förderung geschieht integrativ. Das heisst, im DaZ-Unterricht arbeiten die Schülerinnen und Schüler – wenn möglich am gleichen Lerngegenstand wie in der Regelklasse. Damit können die DaZ-Lernenden am Regelklassenunterricht aktiv teilnehmen. Die DaZ-Förderung findet im Klassenzimmer oder in einem anderen Raum statt.

Grundhaltungen und Konzepte

DaZ-Konzept
Das DaZ-Konzept regelt:

– die organisatorische u. inhaltliche Zusammenarbeit aller Fachpersonen (DaZ-LP, KLP, SHP, Logopädin/Logopäde usw.),
– die DaZ-Ressourcen, die Verteilung der DaZ-Lektionen,
– den Prozess und die Verantwortlichkeiten zum Einsatz von sprachgewandt.

Mehrsprachigkeit als Ressource
– Leitprinzip: Mehrsprachigkeit wird als Ressource verstanden.
– Alle Lehrpersonen befürworten die Kommunikation in den Erstsprachen der Schülerinnen und Schüler innerhalb und ausserhalb des Unterrichts explizit.

Unterstützung der Schulleitung
– Im Berufsauftrag berücksichtigt die Schulleitung zeitliche Ressourcen für Absprachen zu DaZ-bezogener Zusammenarbeit (mit der Klassenlehr- und Fachperson und den Eltern). Die Schulleitung beantragt bei der Schulpflege die gemäss § 14 VSM vorgeschriebenen DaZ-Ressourcen.
– Die SL unterstützt eine sinnvolle Zusammenstellung der DaZ-Gruppen und achtet nach Möglichkeit darauf, die Bildung von klassenübergreifenden Gruppen zu vermeiden (weil die Zusammenarbeit mit der Regelklasse dadurch erschwert wird).

Infrastruktur, Mittel und Support
Für DaZ-Lehrpersonen stehen Schulräume zur Verfügung, in denen die Schüler und Schülerinnen wie auch die DaZ-Lehrpersonen konzentriert arbeiten können. DaZ Lehrpersonen steht ein abschliessbarer Schrank zur Aufbewahrung der DaZ spezifischen Lern- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung.

Zusammenarbeit mit den Eltern
– Das Schulteam lebt einen vorurteilsbewussten und kultursensitiven Umgang mit migrationsbezogener Vielfalt.
– Informationen an Eltern werden in klarer, leicht verständlicher Sprache verfasst und durch Bilder/Symbole verdeutlicht.
– Für längere Elterngespräche organisiert die Gesprächsleitung eine mit der Bildungslandschaft vertraute Dolmetschende/ interkulturelle Vermittelnde.

Schul- und Unterrichtsentwicklung
– Das Schulteam bildet sich zum Thema «Förderung von Schülerinnen und Schüler mit DaZ im Regelunterricht (sprachsensibler Unterricht in allen Fächern)» kontinuierlich weiter.

Grundprinzipien für die Zusammenarbeit

Vor- statt nachbereiten
Im DaZ-Unterricht werden die Grundlagen zu einem zuvor vereinbarten Lerninhalt aufgebaut (Wortschatz klären, Redemittel aufbauen u.a.). So können die DaZ-Lernenden erfolgreich am Unterricht in der Regelklasse partizipieren.

Optimale Zeitnutzung
– Die Fachpersonen setzen die zur Verfügung stehenden zeitlichen und personellen Ressourcen optimal für die DaZ-Förderung ein. (Beispielsweise wird bei einem allfälligen Raumwechsel die Zeit für Dialoge mit den DaZ-Schülerinnen und Schülern genutzt.)
– Teamteaching ist dann zielführend, wenn die Lehrpersonen den Unterricht gemeinsam planen, verantworten und reflektieren. Dabei übernehmen die Klassenlehrperson und jede Fachperson ihre Rolle und die damit verbundenen Aufgaben.

Flexible Formen der Zusammenarbeit
– DaZ- und Klassenlehrpersonen sprechen sich zu Inhalt, Förderzielen und Formen der Zusammenarbeit in fest vereinbarten, regelmässigen Zeitgefässen ab.
– Aufgaben der Schulassistenz/Zivildienstleistenden u.a: Sie unterstützen lediglich die Schülerinnen und Schüler nach Anweisung der DaZ- oder Klassenlehrperson und erteilen keinen DaZ-Unterricht.

Didaktische Grundprinzipien für die DaZ-Förderung (im Regel- und DaZ-Unterricht)

Verbindung von Inhalt und Form
– Im kommunikativ ausgerichteten und inhaltlich bedeutsamen Unterricht lenkt die DaZ (und die Klassen-) Lehrperson die Aufmerksamkeit auch auf die sprachliche Form.

Vielfältiges und nachhaltiges Sprachlernen ermöglichen
– Im Unterricht findet eine kontinuierliche und nachhaltige Wortschatzarbeit statt.
– Relevante Formulierungen (keine Einzelwörter) werden thematisch und situativ eingebunden vermittelt (zum Beispiel anhand von Schreibanlässen, monologischen Sprechbeiträgen, Lesetexten u.a.).
– Im Unterricht werden wirksame, situativ sinnvolle Gelegenheiten für eine langfristige Speicherung angeboten (Automatisierung).
– Das Verstehen und Verwenden von neuer Sprache finden in kommunikativen und inhaltlich bedeutsamen Situationen statt.
– Im Unterricht wird regelmässig über das Neue reflektiert (vergleichen, ordnen, analysieren u.a.).

Scaffolding
– Alle Lehrpersonen setzen hohe Erwartungen an alle Schülerinnen und Schüler und bieten gleichzeitig die benötigte Unterstützung an, um die Ziele zu erreichen (z.B. Visualisierungen, Fremdsprachen-Duden oder digitale Übersetzungstools).
– Im Unterricht findet ein koordinierter Einsatz von Sprech- und Schreibgerüsten statt.
– Im Unterricht werden feste Wendungen für die Bewältigung von Alltagssituationen vermittelt und angewendet.
– Im Unterricht werden feste Wendungen für die Partizipation (Satzanfänge für Diskussionen u.a.) vermittelt und angewendet.

Herausfordernde Denk- und Sprechimpulse
– Alle Lehrpersonen setzen anspruchsvolle Sprechimpulse, die zu sprachformal und inhaltlich reichhaltigen Beiträgen der Schülerinnen und Schüler führen.
– Alle Schülerinnen und Schüler werden möglichst oft kognitiv aktiviert.

Lernförderliches Feedback
– betrifft die Mündlichkeit wie die Schriftlichkeit,
– bezieht sich sowohl auf Inhalt und Sprachstruktur (nicht auf die Orthografie) als auch auf Prozess und Produkt,
– orientiert sich an gesetzten Zielen.

Diagnostik
– Die Fachpersonen führen regelmässig Sprachstandserhebungen für die Sprachrezeption und -produktion durch.
– Daraus werden Förderziele für den Unterricht abgeleitet und wiederholt überprüft.

Umgang mit Sprache

Mundart – Hochdeutsch
– DaZ-Lehrpersonen verwenden konsequent Schweizer Hochdeutsch.
– Lehrpersonen vermeiden Vermischungen mit der Mundart.
– Es findet ein bewusster Umgang mit der Schweizer Mundart statt, das heisst hartnäckige Fehler ansprechen, Sprachvergleiche durchführen.
– Im Kindergarten vereinbaren die Klassen- und Fachlehrpersonen, wie sie mit den Sprachvarietäten umgehen, siehe Empfehlungen DaZ im Kindergarten.

Mehrsprachigkeit
– Es findet eine wertschätzende Auseinandersetzung mit den Sprachen der Schülerinnen und Schüler statt.
– Alle Sprachen werden als Lernressourcen im Unterricht einbezogen.
– Funktionale Mehrsprachigkeit/Translanguaging und Language Awareness werden gefördert.
– Die für die Schulbibliothek verantwortlichen Personen schaffen Bücher in den Erstsprachen der Schülerinnen und Schüler an.

Sprachmodell aller Lehrpersonen
– Lehrpersonen achten auf ein bewusstes und korrektes Sprachvorbild, zum Beispiel:

  1. angemessenes Sprechtempo
  2. Sprechpausen
  3. unterstützenden Einsatz von para- und nonverbalen Elementen wie Mimik, Gestik, Tonalität, usw.
  4. Bildunterstützung und Schriftunterstützung
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