Lehrer:innen-Bildung

Studienwoche Schule und Migration

10. September 2024

Wir haben das Glück, dass wir im Unterstrass zum Thema «Schule und Migration» jeweils externe Expert*innen einladen können. Diese vermitteln nicht nur die neusten Informationen über die geopolitische Weltlage, sondern klären uns auch über die historischen Hintergründe auf. Sie zeigen Zusammenhänge auf und benennen die Widersprüche. Dies führt dazu, dass die Inputs und Diskussionen mit Erich Gysling, Mandy Abou Shoak, Malek Ossi, Daniel Ursprung und Rebekka Salm – trotz der schockierenden und traurigen Faktenlage - inspirierend wirken. Wahrscheinlich ist dies der Grund, weshalb die Stimmung in der Studienwoche jeweils energiegeladen und hoffnungsvoll ist.

Das Hauptziel der Studienwoche ist migrantisierten Kindern zu (mehr) Schulerfolg zu verhelfen. Dies gelingt besser, wenn Lehrpersonen den Kontext, in dem die Kinder leben, verstehen (vgl. LP21). Ebenso müssen sie in der Lage sein, Othering, rassistische Bezüge oder cultural appropriation zu erkennen und Lernmaterialien so zu verändern (wegzulassen, zu ergänzen), dass möglichst niemand beschämt wird. 

Die Studierenden 

  • interessieren sich für die aktuelle geopolitische Weltlage und kennen die Hintergründe der aktuellen Kriege
  • verstehen, was Zwangsmigration ist, verstehen, weshalb Menschen fliehen und wie eine Flucht z.B. aus Afghanistan ablaufen kann 
  • haben exemplarische Einblicke gewonnen in einige Regionen, aus denen die Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund stammen und verstehen, weshalb die Familien manchmal gestresst sind. Kennen das Migrationsregime in der Schweiz. 
  • verstehen die Begriffe „institutionelle Diskriminierung», «Intersektionalität“, „doing difference“, „othering“, „Migrantisierung“ und können sie sowohl theoretisch als auch an Beispielen aus der Praxis erklären. Können nachvollziehen, wie die Mechanismen der institutionellen Diskriminierung ablaufen. Verstehen, was für Kinder/Eltern befremdlich an CH-Schulen sein könnte. Kennen einige Gepflogenheiten, die als Barrieren wirken könnten
  • kennen aktuelle Entwicklungen im Asyl- und Flüchtlingsbereich in der Schweiz. Kennen die Arbeit der Asylorganisation Zürich. Kennen versch. Status von Niederlassungsbewilligungen.
  • kennen die Situation von Sans Papiers in der CH und wissen, was die Anlaufstelle Sans Papier macht. Kennen die Situation in den Notunterkünften des Kt.ZH, kennen den Auftrag und die Ziele der Autonome Schule 
  • kennen Ziele, Gründe und Problematik von DaZ und HSK (heimatliche Sprache und Kultur), sowie von QUIMS (Qualität in multikulturellen Schulen)
  • wissen, was „overdoing culture“ ist und was es im aufklärerischen Sinne bewirken kann.

Für das Thema Krieg in Gaza hatten wir die Ehre, den durch seine vielschichtigen Expertisen und wegweisenden Analysen sich auszeichnenden Erich Gysling bei uns zu begrüssen. Niemand sonst als dieser Experte, der den Nah-Ost Konflikt seit Jahrzehnten verfolgt und analysiert, konnte die heiklen, in den Medien äusserst kontrovers diskutierten Themen mit uns besprechen, wie: 

  • Sind Proteste gegen die Kriegführung Israels im Gaza-Streifen antisemitisch?
  • Ist Israel ein Apartheid-Staat?
  • Gibt es eine Rechtfertigung für Gewalt von Seiten der Hamas (oder allenfalls anderen palästinensischen Gruppierungen)? 
  • Wie könnte man den Nahost-Konflikt lösen oder zumindest abdämpfen? 

Engagiert sich der Westen, also auch die Schweiz, einseitig, sei es zugunsten von Israel oder der Palästinenser?

Erich Gysling: Krieg in Gaza. Geschichte, aktuelle Situation, Perspektiven

Lieber Herr Gysling, Vielen Dank, dass Sie Ihr grosses Wissen mit uns Studierenden am Unterstrass geteilt haben. Ich fand die Fragen, die Sie für die Gruppenarbeit ausgesucht haben, alle sehr spannend.  Besonders toll fand ich auch, dass wir Studierende die Diskussionen in der Gruppenarbeit vorstellen durften, Sie uns dabei zugehört haben und auf sehr angenehme Weise ergänzt haben. Es war Klasse!

Daniel Ursprung: Situation Ukraine, Geschichte und Kontext des Konflikts

Lieber Herr Ursprung, Vielen Dank, dass Sie sehr aktiv auf unsere Fragen eingegangen sind, wodurch wir noch zusätzlich profitiert haben! Wir nehmen mit:

  • dass wir von den Medien immer ein verzerrtes Bild über die tatsächliche Situation in der Ukraine erhalten. Hinter all diesen Kriegen steckt viel viel mehr und dies erkennt man nur wenn man sich mit der Geschichte auseinandersetzt 
  • dass der Ukraine-Krieg im historischen Kontext betrachtet, wesentlich komplexer ist, als ich angenommen habe. 
  • dass der Ukraine-Konflikt in seinem Ursprung tief in die Geschichte zurück reicht. Ich verstehe nun auch das Nationalbewusstsein der Ukrainer:innen besser.
  • dass Sprache/Schrift viel mit Macht, bezüglich Zugehörigkeiten und Abgrenzung zu tun hat.

Malek Ossi: Lage an europäischen Grenzen, Situation Syrien/ Irak/ Iran. Frontex.

Lieber Malek, danke, dass du uns über die Lage an den europäischen Grenzen aufgeklärt hast! Dein Engagement ist inspirierend und wir konnten Vieles mitnehmen:

  • Flüchten ist nie freiwillig! Flüchten ist teuer! Flüchten ist lebensgefährlich! 
  • Mir war nicht bewusst, wie menschenverachtend noch so vieles läuft.
  • Du hast uns die Perspektive der Flüchtenden näher gebracht.
  • Deine persönliche Geschichte war sehr eindrücklich. Vieles habe ich nicht gewusst, beispielsweise, dass im Mittelmeer Menschen einfach mit Booten "in den Tod" geschickt werden.
  • Auf der Flucht eigenen sich die Kinder und Jugendlichen Kompetenzen an, von denen wir keine Ahnung haben.
  • Hol dir eine Züri-City-Card und unterstütze so die Sans-Papiers.

Mandy Abou Shoak: Rassismuskritische Schulkultur

Liebe Mandy, deine Auftrittskompetenz und dein Wissen ist einfach bemerkenswert. Ich glaube dir ist auch aufgefallen, dass wir Studierenden an deinen Lippen hingen. Ich hätte dir gerne noch ein paar weitere Stunden zugehört, da du es schaffst einen spannenden Inhalt spannend zu vermitteln. Danke dir! Wir nehmen mit:

  • dass Rassismus institutionell ist, dass man sich Verbündete suchen soll, wenn man etwas erreichen möchte
  • dass unsere Arbeit mit dem Ziel Inklusion und Toleranz nicht so schnell abgeschlossen sein wird
  • dass es viele Dinge gibt, die hinter den Kulissen abgehen und wir nicht mitbekommen
  • dass Rassismus in Schulen präsenter ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
  • dass in unseren Lehrmitteln Afrika geschichtslos dargestellt wird
  • Durch Mandy habe ich die Zusammenhänge zwischen den Diskriminierungsformen verstanden.

Rebekka Salm, Asylorganisation Zürich: Vorstellen des AOZ, Aktuelle Entwicklungen im Asyl- und Flüchtlingsbereich

Liebe Rebekka, Dank deinen Erklärungen habe ich endlich einen Überblick über die verschiedenen Asylstatus bekommen! Wir nehmen mit:

  • dass das Asylwesen in der Schweiz leider viel komplizierterer ist, als gedacht
  • dass das Recht auf Schule und Bildung wichtiger ist, als die Aufenthaltsbewilligung.
  • dass es viele verschiedene Asylstatus gibt. 
  • dass es ein komplizierter und langer Prozess ist von der vorläufigen Aufnahme zur definitiven Aufnahme zu gelangen
  • dass der S Status uns in Zukunft noch beschäftigen wird und auch nicht unbedingt gerecht ist. Ausserdem habe ich einen Einblick erhalten wie mühsam das Aufnahmeverfahren ist und welche Tücken es mit sich bringt.
  • dass eine grosse Ungerechtigkeit zwischen Status S und F besteht, obwohl die meisten wegen dem gleichen Grund geflüchtet sind.
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