Jahresbericht 2024/25
Hier finden Sie unseren Jahresbericht
Profiliert
Geschätzte Lesende
Bildung braucht Profil: Unterstrass fördert Schüler:innen und Studierende darin, Begabungen zu entdecken, Haltung zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen – getragen von Vertrauen, Offenheit und einem klaren Bildungsauftrag.
Profiliert – dieses Wort steht für Klarheit, für ein Gesicht, das erkennbar ist. Ein Profil macht sichtbar, worauf man sich verlassen kann. Für eine Bildungsinstitution, die sich als Ergänzung zur grossen Pädagogischen Hochschule Zürich und zu den Kantonsschulen versteht, ist ein klares Profil entscheidend: Es zeigt, wofür wir stehen und warum es uns gibt.
Unterstrass will nicht beliebig sein, sondern bewusst einen Weg einschlagen: Schüler:innen und Studierende so zu fördern, dass sie ihre Begabungen entdecken, Verantwortung übernehmen und lernen, im Leben und im Berufsalltag Haltung zu zeigen. Wir glauben, dass Bildung mehr ist als das Sammeln von Wissen – sie prägt Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln.
Der Apostel Paulus bringt das in seinem Brief an die Christ:innen in Thessaloniki so zum Ausdruck: «Prüft aber alles, das Gute behaltet!» (1 Thess 2,21). Dahinter steckt eine Haltung, die auch heute trägt: Nicht alles übernehmen, was gerade Trend ist, sondern sich fragen, was dem Leben dient – mir selbst, den anderen und unserer Welt.
Ein profiliertes Wirken bedeutet für uns also: Schüler:innen und Studierende zu stärken, die wissen, wo sie stehen – in ihren Werten, in ihren Begabungen, in ihrem Umgang mit Mitmenschen. Das geschieht im Unterricht ebenso wie in Begegnungen und im Miteinander.
Ich bin dankbar, dass Unterstrass sein Profil so sichtbar macht: durch engagierte Dozierende, Lehrpersonen und Mitarbeitende, durch neugierige Schüler:innen und Studierende, durch Eltern, die mittragen, durch einen Trägerverein, der unterstützt und fördert, und durch eine Gemeinschaft, die von Vertrauen und Offenheit lebt.
Möge auch unsere zukünftige Arbeit geprägt sein von diesem Mut, profiliert zu sein – in Wort und Tat, in Begegnung und Verantwortung! Danke für Ihre treue Begleitung!
Pfarrer Jürg Baumgartner
Präsident des Trägervereins
Für Schüler:innen, für Studierende und Mitarbeitende profiliert
Als Bildungsinstitution, die nach innen und aussen profiliert sein will und profiliert sein muss, setzen wir Akzente in der Ausbildung unserer Schüler:innen und Studierenden und bei den Anstellungsbedingungen der Mitarbeitenden.
Die relative Kleinheit unserer Institution hilft uns, den einzelnen Menschen mit seinen Interessen, Begabungen und Bedürfnissen ins Zentrum zu stellen und zugleich Gemeinschaft zu leben. Schüler:innen erfahren dieses im Zusammenhalt untereinander, in der Begleitung durch ihre Lehrpersonen und bei gesamtschulischen Gefässen wie dem Tagesanfang und dem Wochenschluss. Studierende erleben in Standortgesprächen mit den Dozierenden, wie individuell und differenziert sie wahrgenommen werden, und fühlen sich durch die festen Studiengruppe, mit denen sie ihre Ausbildung absolvieren, unterstützt. So profilieren wir uns als Institution, die Menschen individuell fördert und gute Beziehungen als Grundlage für das Lernen sieht.
In den Programmen ChagALL und écolsiv zeigen wir, wie Bildungsgerechtigkeit und Partizipation im Bildungswesen umgesetzt werden können – gerade auch in Zeiten, in denen eine inklusive Bildung zur Diskussion gestellt wird. Beide Programme prägen nach aussen das Profil und nach innen das Selbstverständnis der Institution mit. Unbeirrt hoffen wir, dass unsere erprobten Ideen auf bildungspolitischer Ebene aufgegriffen und an vielen Orten nachgeahmt werden.
Eine Anpassung des Schulgeldes hilft uns, die steigenden Kosten zu decken und dennoch unser Profil als «Gymnasium für alle» beizubehalten. Unser Gymnasium bleibt für alle Jugendlichen zugänglich, welche die Aufnahmeprüfung bestanden haben, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern.
Ein neues Personalreglement stärkt unser Profil als attraktiver Arbeitgeber, auch wenn Dozierende und Lehrpersonen weiterhin weniger als beim Kanton verdienen. Die Wertschätzung für alle, die sich täglich in den Zentralen Diensten, am Institut und am Gymnasium einsetzen, zeigt sich in den Anstellungsbedingungen und in der Schaffung von Erholungsmöglichkeiten.
Wir freuen uns, dass unsere Arbeit auch von aussen wahrgenommen und sogar ausgezeichnet wird. In diesem Jahresbericht finden Sie unter diesem Symbol Hinweise auf drei Auszeichnungen. Freuen Sie sich mit uns über diese Wertschätzung unseres Profils!
Prof. Dr. Eva Ebel
Direktorin
Gymnasium
Sich profilieren am Gymnasium Unterstrass
In diesen Wochen ist viel von den anstehenden Gymnasialreformen die Rede. Besonders diskutiert werden die neuen Schwerpunktfächer, die die bisherigen Profile ersetzen. Kritiker:innen werfen ihnen fehlende Schärfe und Profillosigkeit vor. Wir fragen uns: Entscheidet wirklich das gewählte Fach darüber, ob unsere Schüler:innen ihr Profil entwickeln?
Profilierung geschieht auf vielfältige Weise – fachlich …
Die Erfahrung zeigt: Profilierung findet an ganz unterschiedlichen Orten statt. Eine besondere Rolle spielen bei uns die Freifächer. Hier begegnen sich Schüler:innen, die ihre Interessen vertiefen oder Neues ausprobieren wollen – freiwillig, über den regulären Unterricht hinaus. Jedes Semester stellt das Gymnasium Unterstrass dafür ein abwechslungsreiches Angebot zusammen. Sobald sich acht Teilnehmer:innen finden, kann es losgehen. Im vergangenen Schuljahr standen unter anderem Astrophysik, Politik und Zeitgeschichte, Textiles Gestalten, Italienisch, Methoden der mathematischen Physik und Projekte in Bildnerischem Gestalten zur Auswahl.
… und persönlich
Profilierung geschieht nicht nur im Klassenzimmer. Jeden Tag versammelt sich die ganze Schule am «Tagesanfang»: Nach einem gemeinsamen Lied teilen Lehrpersonen oder Schüler:innen ihre Gedanken zum Wochenthema – Impulse, die zum kritischen Nachdenken anregen.
Der «Wochenschluss» am Freitag bietet mehr Zeit, um ein Thema vertieft zu betrachten. Hier laden wir regelmässig auch externe Gäste ein, die neue Perspektiven einbringen und intensive Diskussionen anregen. Oder Schüler:innen können über ihre Leidenschaft für Sport oder Kunst berichten und damit andere inspirieren. So entsteht eine besondere Atmosphäre, in der junge Menschen sich mit der Welt auseinandersetzen und die eigene Haltung schärfen, weit über die Grenzen der einzelnen Schulfächer hinaus.
Ausgezeichnet
Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) hat dem Gymnasium Unterstrass am 26. Mai 2025 das MINT-Label (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) verliehen.
Lukas Strub
Leiter Gymnasium
Imke Weber
Bereichsleiterin
Reinhold Adam
Bereichsleiter
Institut
So profiliert sich das Institut Unterstrass
Am Institut Unterstrass wird Bildung persönlich gelebt: Begegnungen auf Augenhöhe, tragfähige Beziehungen und gemeinsame Werte prägen das Profil. Unsere pädagogische Visitenkarte macht sichtbar, was uns antreibt – und wir laden ein, mit uns über die Zukunft von Schule und Lernen nachzudenken.
Fragt man Studierende und Absolvent:innen des Instituts Unterstrass danach, was uns ausmacht, so hört man oft das Stichwort «persönlich».
Die Studierenden schätzen, dass man sich am Institut kennt, dass man sich begegnet und nicht «nur eine Nummer im Betrieb» sei, wie eine am Studium interessierte Person ihre Beweggründe hier die Ausbildung zu absolvieren, ausdrückte.
Die Dimension der Überschaubarkeit macht einen wesentlichen Teil unseres Profils aus und bildet einen Eckpfeiler unseres Leitbildes. Persönliche Begegnungen sind gewollt, Beziehungen und Kooperation bilden eine Basis für Lernen. Nicht nur in der Lehrer:innenbildung am Institut, sondern auch als Modell für Lernen an der Volkschule - als sogenannter Doppeldecker: Was für Lehrpersonen gilt, soll auch auf dem Weg dorthin gelebt und erfahren werden. Eine weitere Dimension unseres Profils.
Uns kommt noch viel mehr in den Sinn, wenn wir darüber nachdenken, was Unterstrass ausmacht, wo und wie «Werte Schule machen». Um all dies zu bündeln und sichtbar zu machen, haben wir eine pädagogische Visitenkarte erstellt. Was treibt uns in unserer pädagogischen Arbeit an? Mit der Visitenkarte erläutern wir unser Selbstverständnis und zeigen Profil.
Wir setzen uns in unserer täglichen Arbeit für eine Bildung ein, die Menschen in ihrer Ganzheit stärkt und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet. Neugierig geworden, was das genauer heisst? Sie finden die vollständige pädagogische Visitenkarte auf unserer Homepage.
Ebenfalls dort finden Sie das bildungspolitische Profil: Wie sehen die Dozierenden am Institut Unterstrass die bildungspolitische Zukunft der Schule? Schauen Sie auch hier rein und vergleichen Sie Ihr eigenes Profil mit dem Spider der Dozierenden! Lassen Sie sich auf Diskussionen zur Weiterentwicklung von Schule und Lernen ein! Ihre Gedanken interessieren uns.
Matthias Gubler
Leiter Institut
Weiterbildung
Wer Profil hat …
Weiterbildungen mit interaktiven und praxisorientierten Inhalten, mit einem unmittelbaren positiven Effekt auf den beruflichen Alltag sind bei uns Standard.
… setzt Massstäbe.
Weiterbildung befähigt Menschen, Verantwortung zu übernehmen, neue Wege zu gehen und andere zu inspirieren. Wer sein Wissen erweitert und seine Kompetenzen stärkt, wird zum Vorbild – im Beruf wie im Leben. Deshalb möchten die Weiterbildungen am Institut Unterstrass Massstäbe für Qualität, Engagement und Empowerment in der Schule setzen. Hervorzuheben sind insbesondere die Weiterbildungsmodule, die wir neu im Zusammenhang mit der Schulleitungsausbildung (DAS) der PH Zürich anbieten.
… erweitert Horizonte.
Weiterbildung öffnet neue Perspektiven – beruflich wie persönlich. Sie fördert die Neugier, stärkt das Selbstvertrauen und ermöglicht neue Entwicklungen. Wer sich weiterbildet, entdeckt neue Wege, denkt über Grenzen hinaus und wächst mit jeder Erfahrung. Wer Profil hat, erweitert damit seinen Horizont immer wieder aufs Neue. Deshalb bieten wir am Institut Unterstrass Schulen und Lehrpersonen massgeschneiderte Weiterbildungen (Schilw) wie auch eine breite Palette an individuell wählbaren Weiterbildungskursen an.
… hinterlässt Spuren.
Weiterbildung bedeutet mehr als Wissenszuwachs – sie prägt Persönlichkeiten und stärkt Kompetenzen. Wer in seine Entwicklung investiert, gestaltet nicht nur die eigene Zukunft, sondern beeinflusst auch das Umfeld positiv. In einer Welt, die sich ständig verändert, können Weiterbildungen bleibende Spuren hinterlassen – im Unterrichtsalltag, in Teams und schlussendlich auch in der Gesellschaft. Dass wir ehemalige Studierende oft wieder in unseren Weiterbildungen antreffen, ist ein Ansporn, die Qualität nachhaltig hochzuhalten.
… teilt seine Kompetenzen.
Die Weiterbildungsangebote am Institut Unterstrass verfolgen das Ziel, die beruflichen und persönlichen Handlungskompetenzen der Teilnehmenden gezielt zu erweitern und zu stärken. Damit dies gelingt, bilden sich unsere Dozierenden kontinuierlich weiter und halten ihr fachliches und didaktisch-methodisches Wissen stets auf dem neuesten Stand. So schaffen sie die Grundlage, um die Kompetenzen der Weiterbildungsteilnehmenden wirkungsvoll zu fördern, zu schärfen und weiterzuentwickeln.
Dr. Inge Rychener
Leiterin Weiterbildung und Dienstleistungen
Zentrale Dienste
Profil bewahren und Veränderungen wagen
Im vergangenen Jahr haben die Zentralen Dienste wichtige Schritte unternommen, um das Gymnasium und Institut Unterstrass weiter zu profilieren. Als attraktiver Arbeitgeber und verantwortungsvoll geführte Bildungseinrichtung haben wir entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt.
Ein zentrales Projekt war die Neugestaltung unseres Personalreglements. Um unser Profil als attraktiver Arbeitgeber weiter zu schärfen, haben wir ein modernes Regelwerk erarbeitet, das die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden weiter verbessert. Dieser Prozess war geprägt von intensiver Zusammenarbeit: Die Zentralen Dienste brachten ihr fundiertes Fachwissen ein, die Schulleitung wirkte massgeblich mit und vor allem wurden die Mitarbeitenden aktiv in die Erarbeitung eingebunden. Wir sind stolz darauf, dass der Vorstand das neue Reglement Ende 2024 genehmigt hat. Es ist ein wichtiger Schritt, um die Wertschätzung gegenüber unseren engagierten Mitarbeitenden zu zeigen.
Möglich wurden diese und weitere Initiativen auch dank einer Anpassung unserer Schulgelder. Nach langer Zeit haben wir die Beiträge neu strukturiert, ohne jedoch die Prinzipien der Selbsteinstufung und der Offenheit für alle Schüler:innen unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Eltern aufzugeben. Die erhöhten Einnahmen ermöglichen uns nicht nur, in unsere Infrastruktur und unsere Mitarbeitenden zu investieren, sondern auch weiterhin auf solidem Fundament zu stehen.
Wir sind eine Privatschule mit einzigartigem Profil. Wir kennen weder kontingentierte Subventionsplätze noch feste Schulgelder. Vielmehr sind wir eine Institution mit Werten, die über Generationen hinweg gleicher-
massen gelebt werden und zu denen wir uns uneingeschränkt verpflichtet fühlen. Umso wichtiger war es in den soeben beschriebenen Prozessen und Änderungen, diese Werte immer im Vordergrund zu halten und diese als Massstab für unsere Entscheide zu nehmen. Wir sind überzeugt, mit den neuen Massnahmen wichtige Weichen gestellt zu haben – zum Wohl unserer Schüler:innen, Studierenden und Mitarbeitenden.
Marcel Kurtz
Leiter Zentrale Dienste
ChagALL
Ausgezeichnet und mit Zukunft
Der Fortbestand des ChagALL-Programms gründet seit jeher auf zwei entscheidenden Faktoren: auf ideeller Wertschätzung und auf finanzieller Unterstützung durch öffentliche Institutionen, Stiftungen und engagierte Einzelpersonen.
Im Schuljahr 2024/25 zeigte sich beides in besonderer Weise – und das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken. Ein Höhepunkt war die Auszeichnung des ChagALL-Programms mit dem erstmals vergebenen «Zürcher Zukunftspreis» durch den Zürcher Kantonsrat. Diese Ehrung würdigt die langjährige Arbeit unseres Programms, das seit 2008 begabte und leistungsbereite Jugendliche fördert. Zugleich verstehen wir den Zukunftspreis als Ansporn für die Weiterarbeit: Diese Auszeichnung meint die grosse Arbeit der Jugendlichen, die im ChagALL-Programm an ihrer persönlichen Zukunft – und damit an der Zukunft unserer Gesellschaft – arbeiten und das Engagement der Trainer:innen und Assistierenden, welche die Jugendlichen mit Fachkompetenz und Herzblut unterstützen.
Finanziell konnten wir im Berichtsjahr einen wichtigen Schritt in Richtung langfristige Sicherung des ChagALL-Programms machen, auch wenn weiterhin eine gesetzliche Grundlage für eine kantonale finanzielle Unterstützung fehlt: Mit der Stadt Zürich haben wir im Frühjahr eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen. Als «Prototyp» übernimmt die Stadt Zürich die Finanzierung von zwölf Plätzen im ChagALL-Programm für Schüler:innen mit Wohnsitz in Zürich. Damit wird ChagALL teilweise zum Leistungserbringer für einen öffentlichen Auftraggeber – eine Form der Anerkennung und Zusammenarbeit, die wir künftig auch mit weiteren Gemeinden umsetzen möchten.
Das beste Argument dafür sind die Erfolge unserer Jugendlichen: In diesem Jahr haben 19 der 23 Schüler:innen des 17. ChagALL-Jahrgangs, also 82,6%, mindestens eine Aufnahme-Prüfung an eine Mittelschule mit Erfolg absolviert – eine beeindruckende Quote, die deutlich über dem kantonalen Durchschnitt liegt und einmal mehr zeigt, wie wirksam das ChagALL-Programm ist.
Ausgezeichnet
Der Zürcher Kantonsrat hat am 13. Januar 2025 das Programm ChagALL mit dem Zürcher Zukunftspreis 2025 geehrt.
Prof. Dr. Eva Ebel
Direktorin
écolsiv
Inklusiv Profil mit écolsiv
Unterstrass setzt seit Jahren auf gelebte Inklusion: Vielfalt bedeutet für uns, alle Menschen als gleichwertig zu sehen – auch in der Hochschulbildung.
Mit dem Programm écolsiv öffnen wir unsere Ausbildung für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und machen uns europaweit für inklusive Hochschulen stark. Seit Jahren gehört der Umgang mit Vielfalt zum Profil von Unterstrass. Dabei hat sich nicht nur dieser Umgang gewandelt, auch bei den dazugehörigen Begriffen gab es eine Vielfalt und sie erfuhren immer wieder ein Update: von Heterogenität über die Integration bis hin zur Inklusion. Aber auch bei sich ändernden Wörtern bleibt der Kern gleich: Es geht um die Würde und Gleichwertigkeit aller Menschen. Dem fühlen wir uns zutiefst verpflichtet.
In der Aus- und Weiterbildung sieht man das nicht nur in Form von Studiengängen (MAS Inklusive Pädagogik und Kommunikation), Schwerpunkten (Umgang mit Vielfalt) und Modulen (inklusive Didaktik). Wir haben uns seit 2017 selbst in die Pflicht genommen und unsere Ausbildung mit dem Programm écolsiv – Assistenz mit pädagogischem Profil – auch für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung geöffnet. Eben weil alle Menschen gleichwertig sind und das Recht haben, gemeinsam mit anderen an Bildung teilzuhaben.
Der Gedanke, dass sich auch die Hochschulen für Menschen mit Behinderung öffnen sollen, erschöpft sich meist beim Zugang für Rollstuhlfahrerinnen oder Sehbehinderte. Aber dass Menschen, die anders und oftmals langsamer denken als die «Normalen», etwas an einer Hochschule zu suchen hätten, ist ein ungewöhnlicher Gedanke. So ungewöhnlich, dass unser Projekt écolsiv zwar Beachtung, aber bisher noch kaum Nachahmer gefunden hat. Deshalb engagieren wir uns zusammen mit der Hochschule für Heilpädagogik und der PH Bern für diese Idee im swissuniversities-Projekt stark3 / Inklusive Hochschulen, in dem unter anderem zusammen mit Betroffenen ein Argumentarium entwickelt wurde, weshalb Hochschulen inklusiv werden sollen.
Und weil manchmal der Prophet im eigenen Land nicht gehört wird, haben wir die Einladung aus Finnland im Mai angenommen, an der University of Eastern Finland in Joensuu von unserem Programm und unseren Erfahrungen zu erzählen. Zusammen mit unseren Kolleg:innen aus Salzburg, die mit einem sehr ähnlichen Projekt unterwegs sind, konnten wir den Finn:innen Mut machen, ihre Hochschule in Zukunft auch für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung zu öffnen.
Bei dieser Bildungsreise hatten wir Unterstützung von einer écolsiv-Studentin und ihrer Tutorin und wir durften im Anschluss in Helsinki auch noch an einem internationalen Inklusionskongress auftreten. So hoffen wir, dass die Idee der Inklusion nicht nur uns profiliert, sondern europaweit zum Mainstream wird. Es dauert wohl noch ein bisschen, aber ein Anfang ist getan. Und schon geht’s diesen November weiter mit einer Preisverleihung einer Stiftung für evangelische Schulen in Nürnberg!
Ausgezeichnet
Die Barbara-Schadeberg-Stiftung hat uns am 20. November 2025 einen Preis für Kinder- und Menschenrechte verliehen.
Matthias Gubler
Leiter Institut
Campus Unterstrass
Projektanpassung und anspruchsvolle Finanzierung
Im vergangenen Jahr haben wir am Ehemaligentag und im Jahresbericht das Bauprojekt «Campus Unterstrass» vorgestellt. Die Baukommission und die Finanzierungskommission haben seitdem die Planungen verfeinert und finanzielle Ressourcen und Risiken evaluiert. Gerne geben wir Einblick in den aktuellen Stand der baulichen und finanziellen Überlegungen.
Tätigkeit und Erkenntnisse Baukommission
Erarbeitung Vorprojekt
Die Baukommission traf sich im vergangenen Jahr regelmässig mit den Architekten, um das Wettbewerbsprojekt besser auf die Bedürfnisse der Bauherrschaft auszurichten. Mit Abschluss des Vorprojektes im Dezember 2024 legte das Baumanagement auch eine Kostenschätzung vor: Baukosten 17.85 Mio. CHF bei einer Kostengenauigkeit von +/-15% (Kosten des Wettbewerbsprojektes: 16.60 Mio. CHF, Kostensteigerung: +7.5%).
Sanierungsbedarf Hauptgebäude
Gleichzeitig zeigte sich, dass im Hauptgebäude altersbedingt grössere Sanierungsarbeiten anstehen (vor allem Ersatz von Sanitär-
und Heizleitungen), die keinen weiteren Aufschub zulassen und finanziell ebenfalls zu beachten sind.
Tätigkeit und Erkenntnisse Finanzierungskommission
Klärung möglicher Finanzierungsquellen
Die Finanzierungskommission, bestehend aus Mitgliedern des Vorstandes und der Schulleitung, hat im Verlauf ihrer Arbeit feststellen müssen, dass eine erhebliche Diskrepanz zwischen den im Projekt formulierten Zielen und den tatsächlich nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten des Unterstrass besteht.
Langfristige Sicherung des Schulbetriebs
Ein zentrales Anliegen bleibt die langfristige Sicherung der Finanzierung des Alltagsbetriebs. Nur so kann Unterstrass auch künftig ein Bildungsort für alle sein. Die Finanzierung muss nachhaltig gestaltet werden, um die Stabilität der Schule nicht zu gefährden.
Fremdmittel bergen Risiken
Selbst wenn vorhandene Eigenmittel und erwartete Spenden berücksichtigt werden, hätte die Aufnahme von Fremdmitteln – selbst bei niedrigen Zinssätzen und langen Amortisationszeiträumen – eine erhebliche Belastung für die kommenden Jahresrechnungen dargestellt. Da der ordentliche Betrieb der Schule bereits auf Spenden angewiesen ist, würden zusätzliche Fremdmittel das finanzielle Risiko weiter erhöhen.
Entscheid Vorstand – Neuausrichtung des Projekts
Der Vorstand beschloss deshalb an seiner Sitzung vom 26. März 2025, aus finanziellen Gründen das Projekt in der vorgesehenen Form nicht weiterzuverfolgen, die weitere vorgesehene Planung einzustellen und das Bauprojekt deutlich zu reduzieren. Es wurde entschieden, das Vorhaben in kleinere, finanziell gesicherte Teilprojekte zu unterteilen. So kann sichergestellt werden, dass jede Massnahme solide finanziert ist und die zukünftige Entwicklung von Unterstrass nicht gefährdet wird.
Was bedeutet das konkret?
— Das ursprünglich geplante Wettbewerbsprojekt dient als Grundlage für ein reduziertes und angepasstes Projekt (u.a. Verkleinerung des Gebäudevolumens, Verzicht auf Teilbereiche).
— Der Start der Umsetzung verschiebt sich.
— Das Zwischengebäude und die Turnhalle sind unverändert sanierungsbedürftig.
Nächste Schritte
— Erstellung einer neuen Projektplanung mit angepasstem Nutzungskonzept, realistischer Zeitplanung innerhalb des maximalen Kostenrahmens
— Gemeinsam mit den Sanierungsarbeiten am Hauptgebäude wird eine sinnvolle Etappenplanung diskutiert.
Ziel des Vorstandes
Das Ziel des Vorstandes ist es, Transparenz zu wahren und eine tragfähige Lösung zu finden, die es dem Gymnasium und dem Institut Unterstrass ermöglicht, auch in den kommenden Jahren den vorbildlichen Unterricht und Betrieb in angemessenen Räumlichkeiten aufrechtzuerhalten.
Peter Schneider
Architekt, Mitglied Vorstand, Präsident der Baukommission
Christoph Marugg
Mitglied Vorstand, Präsident Finanzierungskommission
Andrea Widmer Graf
Mitglied Vorstand, Quästorin und Mitglied Finanzierungskommission
Finanzen
Bericht der Quästorin
Jahresabschluss – ähnlich wie im Vorjahr
Im Berichtsjahr 2024/2025 steht dem betrieblichen Aufwand von 12 314 128 Franken ein betrieblicher Ertrag von 10 944 588 Franken gegenüber. Dies führt zu einem negativen Betriebsergebnis von -1 369 540 Franken. Der Personalaufwand ist wiederum gestiegen, aber auch die Einnahmen konnten erhöht werden. Mit Studienbeginn im Herbst 2024 konnte das Institut auf Wunsch der Pädagogischen Hochschule wegen einer Umstrukturierung der Quest-Studiengänge einmalig 22 zusätzliche Quest-Studierende aufnehmen. Insgesamt fällt das betriebliche Ergebnis leicht besser aus als im Vorjahr. Dank der hohen Spenden, auf die wir wie jedes Jahr dringend angewiesen sind, ergibt sich ein negativer Jahresabschluss von -57 851 Franken, der mit dem Vorjahr vergleichbar ist.
Auflösung von BVK-Rückstellungen
Im Zusammenhang mit der Sanierung der BVK sind seit Jahren Rückstellungen im Umfang von 542 000 Franken vorhanden. Diese Rückstellungen werden nicht mehr gebraucht. Die BVK steht finanziell gut da, der Deckungsgrad beträgt aktuell 112 %. Deshalb ist es sinnvoll und verantwortbar, diese Rückstellungen aufzulösen. Der Betrag von 542 000 Franken ist in der Erfolgsrechnung unter dem ausserordentlichen Ertrag enthalten.
Ausserordentlicher Ertrag und Aufwand
In der Position «ausserordentlicher, einmaliger und periodenfremder Ertrag» ist neben der Auflösung von BVK-Rückstellungen der Verkauf einer Liegenschaft in Altstetten enthalten. Der Anteil an der Liegenschaft, den unser Verein vor einigen Jahren durch ein grosszügiges Legat erhalten hatte, wurde im Berichtsjahr erfolgreich verkauft und wird in der Erfolgsrechnung mit einem Nettoerfolg von 951 250 Franken ausgewiesen.
Beim ausserordentlichen Aufwand ist die Abschreibung des Bauprojekts «Campus Unterstrass» zu erwähnen. Da das Projekt nicht in der vorgesehen Form umgesetzt wird und ein neues, reduziertes Projekt vorgesehen ist, wird der Aufwand für das bisherige Projekt (Planungskredit von 1 164 419 Franken) im Berichtsjahr abgeschrieben.
Dank für die wertvollen Spenden
Im Namen des Trägervereins möchte ich mich für die zahlreichen und grosszügigen Spenden ganz herzlich bedanken. Auch wenn ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist, sind die Spenden im Umfang von 927 337 Franken äusserst erfreulich und für das Weiterbestehen von Gymnasium und Institut eine wichtige Einnahmequelle. Einen grossen Teil der Spenden verdanken wir der Evangelisch-reformierten Kirche, d.h. der reformierten Landeskirche, der Kirchgemeinde Zürich, dem Stadtverband Winterthur sowie zahlreichen grossen und kleinen Kirchgemeinden. Aber auch die Spenden von Stiftungen und Privaten tragen vor allem dazu bei, dass das Gymnasium – trotz moderater Erhöhung des Schulgeldes – auch in Zukunft Schüler:innen aus allen sozialen Schichten offensteht und das ChagALL-Programm weiterhin bestehen kann.
Ausblick
Die kommenden Jahre werden für uns finanziell zu einer grossen Herausforderung. Zum regulären Betrieb kommen mit der Sanierung des Hauptgebäudes und einem reduzierten Projekt für das Zwischengebäude und die Turnhalle grössere Bauprojekte auf uns zu. Auch das neue Besoldungsreglement, mit dem die Besoldungen der Lehrpersonen und Dozierenden von bisher 80% auf 90% der entsprechenden kantonalen Besoldungen angehoben wurden, führt zu höheren Personalausgaben. Wir freuen uns deshalb umso mehr über alle grossen und kleinen Spenden.
Prof. Andrea Widmer Graf
Quästorin Trägerverein, Mitglied Vorstand
Alumni
In Verbindung bleiben
Am Ehemaligentag 2024 wurden alle Ehemaligen eingeladen, dem neu gegründeten Alumni-Verein beizutreten. Die positive Resonanz hat uns sehr gefreut. Es besteht weiterhin und jederzeit die Möglichkeit, Teil dieser Gemeinschaft zu werden und so miteinander und mit Unterstrass in Verbindung zu bleiben.
Welche Vorteile hat die Mitgliedschaft?
— Gratiskarte für die Theateraufführungen der Maturand:innen
— Alumni-Rabatt bei den Weiterbildungsangeboten des Instituts (Ausnahme: CAS DaZ und MAS Inklusive Pädagogik und Kommunikation)
— Einladung zu Referaten und Weiterbildungsveranstaltungen
— Verpflegung in unserer Mensa zum Mitarbeitenden-Preisen (CHF 10 für das Menü)
— Zugang zu Unterstrass-Merchandising-Artikeln
Was kostet die Mitgliedschaft?
Die Mitgliedschaft kostet einen Solidaritätsbeitrag von CHF 20 pro Jahr.
Wie wird man Mitglied?
Eine Mail an info@unterstrass.edu mit den Angaben von Name und Promotion/Studiengang reicht aus.