Den inneren Schweinehund überwinden und zehn Liedern auf der Gitarre einüben.

Diese Studentin zeigt trotz Verletzung Tricks auf dem Skateboard.

Der Applaus für die Modenschau ist frenetisch...

...gezeigt werden T-Shirt mit Linolschnitt.

Mit Hochradfahren das eigenständige Lernen erforschen

Zürich, 11.06.2019

Die Studierenden des Basisjahrs haben in der Studienwoche «eigenständiges Lernen» bei Catherine Müller und Manuela Depauly Wagemutiges, Kreatives und Exotisches gelernt. Das Ziel der Woche aber war der Weg: Die Studentinnen und Studenten haben am eigenen Leib erfahren, wie es ist, sich Lernziele zu setzen und schliesslich mit viel Schweiss den Gipfel zu erreichen.

Am Freitag Vormittag sieht es vor dem Institut aus wie in einer Zirkusschule: Eine Studentin fährt mit einem Hochrad entlang der Turnhalle. Ihre Mitstudierenden feuern sie an, einige können bei diesem Kunststück in schwindelerregender Höhe gar nicht zusehen. Die Sportlerin erreicht ihren Bestimmungsort jedoch souverän und hüpft am Ende der Turnhalle mit Schwung vom hohen Sattel.

Eine Studienkollegin hat sich vorgenommen, mit dem Einrad den Sportplatz zu überqueren. Kurz vor dem Ziel verliert sie die Balance und ruft noch im Fall: «Alles ist okay!». Sie tröstet sich lachend damit, dass einige Kolleginnen bereits am Mittwoch gesehen haben, dass sie es schaffen kann.

Ein Student und eine Studentin haben sich zum Ziel gesetzt, 30 Sekunden lang mit drei Bällen zu jonglieren. In einem Fall gelingt das Kunststück: Das Youtube Video «Jonglieren lernen in zehn Minuten» hat der Studentin offenbar den richtigen Impuls gegeben. Der Student, der von seinem Kollegen in der Studienwoche zu hören bekommen hat: «Jonglieren kann man erst lernen, wenn man es kann», wurde offenbar weniger gut beraten. Wegen der Nervosität erreicht er sein Ziel in der Präsentation vor den Mitstudierenden und den Dozentinnen nicht.

Was die Studierenden mit viel Schweiss und Adrenalin am Freitag zeigen, wurde eine Woche lang eingeübt: Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer haben etwas «eigenständig gelernt», sich also selber Lernziele gesetzt und sich Tipps eingeholt und Unterstützung gesucht. Sie haben sich in Lernteams gegenseitig motiviert und über Schwierigkeiten auf dem Weg zum Gipfel diskutiert.

Siege über die Angst und den inneren Schweinehund

Jede und jeder hat sein eigenes kleines Lernprojekt verfolgt und auf dem Weg ganz unterschiedliche persönliche Siege errungen.

Die Studentin mit dem Hochrad hat ihre Angst überwunden und sich beachtliche artistische Fähigkeiten angeeignet. Eine Studentin, deren Ziel es war, endlich zehn Lieder auf der Gitarre gut einzuüben, hat Mühe mit der Selbstdisziplin. Ihr ist das Dranbleiben in der Studienwoche viel leichter gefallen als im stillen Kämmerchen. Sie hat herausgefunden, dass sie der Austausch im Lernteam motiviert und «kleine Störungen» von Kolleginnen und Kollegen für sie eine konstruktive Abwechslung sind.

Wie erschliesst man sich eigenständig neue Welten?

Das Ziel der Studienwoche war eigentlich der Weg: Die Studierenden erforschten, wie es ist, sich Etappenziele im Zugang zu neuen Welten zu setzen. Sie werden bald auch Schülerinnen und Schüler in ihren eigenständigen Lernprozessen begleiten. In der Studienwoche haben sie die Rückschritte, Herausforderungen und Erkenntnisse dokumentiert. Als Einstieg in den Tag gab es ausserdem jeweils am Morgen Inputs zu Didaktikformen des eigenständigen Lernens.

Einige Studierende haben Dinge gelernt, die sie vielleicht auch als Lehrerinnen und Lehrer anwenden können: Sie haben sich beispielweise in der hauseigenen Druckerei bei Petra Siegrist im Stoff- und Papierdruck geübt oder ihr Französisch verbessert. Es gab aber auch Studierende, die Gebärdensprache oder professionelles Schröpfen gelernt haben. Die Bedingung war einzig, dass sich alle auf dem Campus aufhalten.

Catherine Müller, die die Studierenden in dieser Woche begleitet hat, stellt fest, dass der Austausch in den Lernteams sich sehr positiv auf die Stimmung als Gemeinschaft ausgewirkt hat. So ist spürbar, wie sich die Studierenden gegenseitig unterstützen und motivieren. Eine Studentin organisiert an der Präsentation aus dem Stehgreif eine kleine Modeschau für ihre T-Shirts mit Linolschnitt-Sujets. Sofort findet sie knapp zwei Hand voll von Mitstudierenden, die mit Posen über den Catwalk auf dem Pausenplatz schreiten. Die Stimmung wird richtig ausgelassen. Der Applaus ist frenetisch.

Am eigenen Leib erfahren, wie Lernen funktioniert. Darüber theoriebasiert nachdenken und sich austauschen. Gleichzeitig wie nebenbei das Gemeinschaftliche pflegen und erst noch Spass haben: Was kann eine Studienwoche mehr leisten?