Jahresbericht 2022/23

Hier finden Sie unser Jahresbericht der unterstrass.edu

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Lebenswelt Campus Unterstrass

Liebe Lesende

Wer sich im Unterstrass auf einen Ausbildungslehrgang einlässt, sei es im Gymnasium oder am Institut, macht sehr bald Bekanntschaft mit unserem Campus Unterstrass. Eingebettet zwischen Seminarstrasse und Rötelstrasse, in einem Quartier mit vielen Reiheneinfamilienhäusern mit wenigen Geschossen und grosszügigen Gärten, treffen Lernwillige hier auf eine grüne Oase, ein lebendiges und farbenfrohes Idyll mit vielen alten Bäumen und hoher Biodiversität, wo es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Der Schreibende selbst hat erst vor wenigen Wochen, anlässlich einer Rauchpause – Gott sei’s geklagt – zwischen zwei Sitzungen notabene, ein Biotop mit stark algenbesetzter Wasseroberfläche entdeckt, obwohl er sich schon seit zehn Jahren relativ regelmässig auf diesem Campus aufhält und manchmal gedacht hat, hier gäbe es für ihn nichts Neues mehr «unter dem Himmel». Aber eben: Weit gefehlt!

Es vergeht vermutlich auch kaum ein Jahr, da nicht im Innenhof oder zur Seite der Rötelstrasse hin oder auf der Terrasse vor der Gesamtschule die eine oder andere Ergänzung oder Veränderung vorgenommen wird, und natürlich hat der Bau des Pavillons den Charakter des Innenhofes auch verändert. Aber immer noch ertappe ich mich selbst – sei es beim Betreten oder beim Verlassen des Campus – bei der Idee, ich könnte hier doch noch ein wenig länger bleiben, mich auf eine Bank setzen, dem Gezwitscher der Vögel lauschen oder den Lernenden bei ihren intensiven Gesprächen oder auch bei ihren Blödeleien zuschauen. Langer Schreibe kurzer Sinn: Der Campus Unterstrass ist eine Einladung zum Verweilen in Musse, eine Verheissung zum Entdecken von Neuem in alten Gemäuern, ein summendes Versprechen für fröhliche Lebendigkeit – und zuweilen auch für abenteuerliche Lernerfahrungen.

In einer mit Worten kaum beschreibbaren Weise ist dieser Campus ja eben auch gesättigt und getränkt mit über 150 Jahren erlebtem und manchmal auch erlittenem Lernen und Lehren. Es verhält sich mit diesem Campus also ganz ähnlich wie mit älteren und alten Kirchen, wo seit Hunderten von Jahren gebetet, getrauert, jubiliert und Gottesdienst gefeiert wird. Auch dort ist es ja so, dass etwas von diesen besonderen Energien erhalten bleibt und in ahnungsvoller Verdichtung zwischen den Mauern, Decken, Dielen und Bänken dieser Gebäude schwirrt und schwebt. So erlebe ich es manchmal auch auf unserem Campus: Wie eine Art unsichtbares und unfassbares Konzentrat gesammelter Leiden und Freuden von Lernenden und Lehrenden bestimmen diese Erfahrungen die Energie und die Atmosphäre unserer Lernumgebung. Wir brauchen dazu keinen «Ahnenkult» zu betreiben, und es braucht auch keine fotografisch dokumentierte Ausstellung zur Entwicklung des Geländes mit all seinen Veränderungen und den unzähligen Klassen und Jahrgängen, die hier ihre Laufbahnen begonnen oder fortgesetzt haben. Waches Dasein im Hier und Jetzt, hellhöriges Lauschen auf die an sich längst verstummten Stimmen und ein feiner Spürsinn für das Geheimnisvolle, das aller Lebendigkeit zugrunde liegt, können genügen, um etwas von dieser einmaligen Atmosphäre zu erahnen und zu erhaschen, die der Campus Unterstrass ausstrahlt.

Und selbst wenn Sie jetzt denken: «Das tönt mir aber alles etwas gar esoterisch, und ich spüre von alldem einfach gar nichts», dann ist das gar nicht schlimm. Der Spirit des Unterstrass, der eben ganz stark verwoben ist mit seinem Campus, umgibt, trägt und prägt auch Sie weiterhin mit, solange Sie mit unserer Schule verbunden bleiben. Wir freuen uns sehr, wenn das noch ganz lange so bleiben darf! Mit herzlichem Dank für alle Wertschätzung Ihrerseits und alle Zeichen der Verbundenheit!

Viel Vergnügen beim Lesen!
Jürg Baumgartner

Eine grüne Oase und ein Platz für lebenslanges Lernen

Ganz gleich, ob man den Campus Unterstrass von der Seminarstrasse oder von der Rötelstrasse her betritt, auf den ersten Blick wird klar, welchen Schatz uns unsere Vorgänger:innen weitergegeben haben: ein Gelände, dessen unterschiedliche Bauten die Geschichte unserer Institution widerspiegeln und dessen Freiraum zum Lernen und Erholen einlädt.

Im Zuge der Verdichtung des Wohnraums ringsum wird unser Campus, der im Quartier Unterstrass liegt und an das Quartier Wipkingen grenzt, immer mehr zu einer grünen Oase in diesem Teil Zürichs. Diesen Rückzugsraum für Mensch und Natur nicht nur zu sichern, sondern mit mehr Schatten und mehr Aufenthaltsmöglichkeiten an die Veränderung des Klimas und an die sich wandelnden Bedürfnisse der CampusNutzer:innen anzupassen, ist eine Aufgabe, die uns fordert. Die Rahmenbedingungen dafür sind anspruchsvoll: Das Hauptgebäude und Teile der Parkanlage stehen unter Denkmalschutz und der Spielraum bei Eingriffen in das von der Seminarstrasse zur Rötelstrasse hin abfallende Erdreich ist klein. Dementsprechend war das Anlegen eines rollstuhlgerechten Zugangs von der Seminarstrasse bis zum Hauptgebäude im Frühjahr 2023 eine herausfordernde Aufgabe.

Barrierefreiheit auf dem Campus Unterstrass umfasst aber weit mehr als ausschliesslich bauliche Massnahmen, die körperlich beeinträchtigten Menschen einen selbstständigen Zugang zu unseren Gebäuden ermöglichen. Der Stipendienfonds und Darlehen tragen dazu bei, dass eine weniger privilegierte finanzielle Situation kein unüberwindliches Hindernis auf dem Weg in das Gymnasium Unterstrass und das Institut Unterstrass ist. Das Programm ChagALL zeigt exemplarisch, wie Ungerechtigkeiten im Bildungswesen aufgrund der Herkunft und des sozialen Status durch zusätzliche Förderung ausgeglichen werden können. Das Projekt écolsiv ermöglicht Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung Zugang zu einer Hochschule. Diese Besonderheiten des Unterstrass tragen dazu bei, dass auf unserem Campus vielfältige Menschen anzutreffen sind.

Besonders bemerkenswert ist das grosse Altersspektrum der Menschen, die auf dem Campus Unterstrass lernen. Die jüngsten Kinder der Grundstufe der Gesamtschule Unterstrass sind vier Jahre alt, die ältesten Quereinsteigenden am Institut Unterstrass haben ihren 50. Geburtstag schon vor einiger Zeit gefeiert. Die Lernenden auf dem Campus Unterstrass setzen ins Bild, was «lebenslanges Lernen» bedeutet. Und auch die verschiedenen Wege im Schweizer Bildungssystem sind auf unserem Campus sichtbar: Der 16-jährige junge Mann kann als Schüler des Gymnasiums Unterstrass oder der Gesamtschule Unterstrass, als Teilnehmer am ChagALL-Programm oder als Lernender in der Administration von unterstrass.edu auf unserem Campus sein. Die 45-jährige Frau arbeitet vielleicht ...

Eva Ebel, Prof. Dr. theol., Direktorin
Auszug aus dem Jahresbericht «Unterstrass»

Dem Mysterium Banksy auf der Spur

Wissen Sie, wer Banksy ist? Wohl nicht, denn die wahre Identität des Street Artists aus Grossbritannien kennt offiziell niemand. Aber möglicherweise haben Sie schon Bilder seiner Werke gesehen. In Büchern, in der Presse oder sogar ein Original während eines Stadtspaziergangs in London oder New York.


Dieser Künstler ist ein Mysterium, die Geheimhaltung seiner Identität, anfänglich wohl, um möglichen Bussen der Polizei zu entgehen, ist mittlerweile zu einem wichtigen Markenzeichen seiner künstlerischen Arbeit geworden. Dass er in Bristol seine ersten Werke hinterlassen hat, ist gesichert, viel mehr weiss man jedoch nicht über ihn (Oder ist er eine sie? Oder sind es mehrere?).

Klar ist jedoch, dass seine Kunst, die im öffentlichen Raum sichtbar ist und unter dem Begriff «Streetart» zusammengefasst werden kann, den Sprung von der lästigen Graffiti-Schmiererei hin zum begehrten und wertvollen Kunstwerk geschafft hat. Mittels Schablonen werden die oft in Schwarz und Weiss gehaltenen Motive an Hauswände oder andere öffentliche Infrastrukturen gedruckt.

Die «Streetart» hat ihren Ursprung in der 1970er Jahren und kommuniziert Botschaften, im Gegensatz zum Graffiti, vor allem über Bilder und nicht über Text. Da sich diese Kunstrichtung aus einer jungen urbanen Strassenkultur heraus entwickelt hat, bildet sie einen fliessenden Übergang zwischen dem kommerzialisierten Kunstmarkt und der rebellischen, provozierenden Jugendkultur. Aus diesem Grund bietet «Streetart» für die Schüler:innen ein spannendes Feld für eine gestalterische Auseinandersetzung und entsprechend motiviert gingen sie die Aufgabe an.

Die Bilder von Banksy sind praktisch immer hoch­politisch, thematisieren Polizeigewalt oder werfen einen kritischen Blick auf unsere Konsumgesellschaft. Sie sind meisterhaft in der Reduktion auf eine bestimmte Pointe und oftmals einfach sehr witzig.

Abzüge von Banksys Kunstwerken werden mittlerweile in Auktionshäusern für Millionen gehandelt und als eigentlich wertlose Replikas in aufwändigen Ausstellungen inszeniert.

Die Banksy-Show

Eine Banksy-Ausstellung war in Zürich Oerlikon zu sehen, wobei eher von einer Show oder Inszenierung gesprochen werden muss. Dies war für uns der Anlass, mit Schüler:innen der 3. und 4. Klassen in diese Welt einzutauchen und sich damit intellektuell und künstlerisch auseinanderzusetzen.

Einem Vergnügungspark ähnelnd, war alles kulissenhaft ...

Carlo Della Chiesa, Lehrperson Bildnerisches Gestalten

Gymnasium

Ein Gymnasium als Türöffner?

Ein Merkmal unseres Campus sind ganz viele Türen, welche tagtäglich zigfach geöffnet und geschlossen werden. Im übertragenen Sinn ist es der Kern unserer Tätigkeit: einen Beitrag zu leisten, der es jungen Menschen ermöglicht, sowohl die Hochschulreife als auch eine Gesellschaftsreife zu erlangen. Sodass sich ihnen Türen öffnen: hinaus in die Welt und vielleicht hinein in eine Hochschule. So haben im Berichtsjahr genau 50 Schüler:innen die Maturaprüfungen bestanden und somit erfolgreich diesen Punkt erreicht. Aber nicht nur am Schluss sollen Türen geöffnet sein, sondern zum Leben auf dem Campus gehört ein ständiges Türöffnen.

Aber wie? Mit Unterricht und Projekten …
Primär hat dies der kursorische Unterricht zu leisten, der jede Woche in 12 bis 14 Fächern besucht wird. Hoffentlich gelingt es uns, durch spannende, strukturierte und überraschende Lernarrangements wie auch durch eine förderliche Atmosphäre zum Lernen und Erkenntnisgewinn zu motivieren. Damit unsere Schüler:innen sich viele kleine Türchen öffnen. Dass ihnen dies gelang, konnten insbesondere die 2. Klassen an den Zwischenprüfungen und die 4. Klassen an den Maturaprüfungen unter Beweis stellen.

Für grössere Türen zeichneten auch im letzten Schuljahr 27 interne und externe Studienwochenangebote verantwortlich – teilweise als in einer Klassenstufe fest eingeplanter nichtkursorischer Unterricht, teilweise in Form von Wahlpflichtangeboten. Die Studienwochen ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit vielen verschiedenen Themen.

Und die grossen Tore haben im Oktober und November das Theaterprojekt der 4. Klassen («Rhinozerosse» nach Eugène Ionesco), im Dezember die Süd-Nord-Tage zu Brasilien der 3. Klassen und im März das Chorkonzert mit Schüler:innen aus allen Klassenstufen aufgestossen. Gerade Letzteres zeigte mit einer eigenständigen Kombination zeitgenössischer Werke von Will Todd und Gene Koshinski mit Werken von Johann Sebastian Bach neue Horizonte auf.

… und unserer Schulkultur
Kann das bisher Gesagte eng mit der eingangs erwähnten Hochschulreife in Verbindung gebracht werden, bleibt die Frage, wie sich Gesellschaftsreife erlangen lässt:

Einerseits sollen unsere institutionalisierten Gefässe, näm­lich der «Tagesanfang», das tägliche Time-out nach der grossen Pause, und die freitäglichen «Wochenschlüsse», dazu beitragen. Sie haben ebenfalls das Ziel, Türen über den eigentlichen Fächerkanon hinweg zu öffnen.

Anderseits muss dies ...
Lukas Strub, Leiter Gymnasium
Auszug aus dem Jahresbericht «Gymnasium»

Kreativität und Engagement: Die Schüler:innenorganisation am Gymnasium Unterstrass

Auf vielfältige Weise können die Schüler:innen des Gymnasiums Unterstrass an der Gestaltung des Schullebens mitwirken. Die Schüler:innenorganisation (SO) gibt einen Einblick in ihre aktuellen Aktivitäten.

Im Zentrum der Veränderungen steht dieses Jahr das Absenzensystem. Nach unzähligen Anträgen der Schüler:innenschaft tut sich nun endlich etwas diesbezüglich. Kürzlich wurde eine Umfrage an Lehrpersonen und Schüler:innenschaft versendet, um die Meinung beider Parteien zu haben. Es wurde ein Konzept ausgearbeitet, welches demnächst am Konvent vorgestellt wird. Auch die Produktion der Unterstrass-Pullover ist in vollem Gange. Die Schüler:innenschaft stimmt momentan über Form und Farbe ab. Des Weiteren ist die Schüler:innenorganisation für Veranstaltungen und Aktionen wie ...

Lukas Strub, Leiter Gymnasium
Auszug aus dem Jahresbericht «Gymnasium»

ChagALL

Das Programm ChagALL geht vorerst weiter – Finanzierung für weitere zwei Jahre gesichert

Im letzten Jahresbericht mussten wir Alarm schlagen: Ungewiss war vor einem Jahr die finanzielle Absicherung und damit der Fortbestand unseres Programms über den Sommer 2023 hinaus. Nun kann für eine begrenzte Zeit Entwarnung gegeben werden: Wir können die zusätzliche Förderung von begabten und motivierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund weiterhin anbieten – gesichert allerdings nur für zwei weitere Schuljahre.

Nach sechs Jahren endete im Sommer 2023 die Finanzierung unseres Programms «Chancengerechtigkeit durch Arbeit an der Lernlaufbahn» (ChagALL) durch den Gemeinnützigen Fonds Bildung. Die finanzielle Grundlage für eine Weiterführung des Programms wurde auf zwei Wegen geschaffen:

Zum einen erhalten wir über die Bildungsdirektion etwa die Hälfte des notwendigen Betrags für zwei Jahre aus der «ZKB-Sonderdividende zu Behebung von Corona-Schäden». Ganz gewiss ist die Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus Familien mit sozioökonomisch niedrigem Status im Bildungswesen seit langer Zeit bekannt und nicht erst ein «Corona-Schaden». Zugleich aber mussten die Jugendlichen, die teilweise in engen Platzverhältnissen mit ihrer Familie leben und nicht in ausreichendem Umfang über die nötigen technischen Geräte verfügen konnten, in der Zeit des pandemiebedingten Fernunterrichts besondere Herausforderungen bewältigen, was eine Unterstützung durch die ZKB-Sonderdividende rechtfertigt.

Zum anderen haben sich Stiftungen, die grösstenteils das Programm ChagALL seit seiner Gründung finanziell unterstützen und mit grosser Anteilnahme begleiten, in beeindruckender Weise solidarisch gezeigt. Die erneuten Unterstützungsbeiträge nach einer Phase der öffentlichen Finanzierung durch den Gemeinnützigen Fonds Bildung werden allerdings von uns und von den Stiftungen eindeutig als «Überbrückungsfinanzierung» verstanden.

Wir hoffen auf die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage, damit mittelfristig die Finanzierung von Unterstützungsangeboten für leistungsbereite und leistungswillige Jugendliche aus Familien mit sozioökonomisch niedriegem Status direkt und vollständig durch die Bildungs­direktion übernommen werden kann.

Bis dahin gilt: Jede aus verschiedenen ...

Eva Ebel, Prof. Dr. theol., Direktorin
Auszug aus dem Jahresbericht «ChagALL»

Institut

Lehren und Lernen in Zeiten des Wandels: Ein Jahr am Institut Unterstrass

Es mutet doppelt seltsam an. Im Sommer 2022 konnten wir erstmals ohne einen wesentlichen Gedanken an die Pandemie ins neue Studienjahr starten. Alle Vorsichtsmassnahmen waren aufgehoben, ein Unterricht vor Ort an unserem Campus war ohne Einschränkungen möglich. Und schon schien es weit weg – die Masken, die trägen Sitzungen und virtuellen Unterrichtsstunden vor dem Bildschirm, wo einem von unzähligen Kacheln undeutliche, eingefrorene Gesichter entgegenblickten.

Das Leben am Unterstrass hatte wieder unbeschränkt Fahrt aufgenommen. Im August mit 24 «frischen» Quereinsteigenden, Mitte September stiessen weitere 44 Studierende der 3-jährigen Bachelorstudiengänge und drei von écolsiv dazu. Bereits in den Sommerferien starteten zehn Primarlehrpersonen neu ihre Ausbildung zum Erwerb eines Lehrdiploms der Kindergartenstufe. Zusammen übrigens mit einer Gruppe von motivierten Einsteiger:innen, die sich dem Abenteuer eines Unterrichtsjahres stellen, ohne über ein Lehrdiplom zu verfügen («Plan L»).

So studierten im vergangenen Studienjahr 217 Lernende am Institut Unterstrass. Kein neuer Rekord, aber eine ansehnliche Anzahl, die für eine sehr gute Auslastung unserer Räumlichkeiten und weiterer Ressourcen sorgt. Zum Beispiel von insgesamt 33 Dozierenden, verteilt auf 15 Vollzeitstellen. Somit kommt auf 14 unserer Studierenden eine Vollzeitstelle eines Dozenten oder einer Dozentin. Das ist ein Betreuungsverhältnis, von dem an anderen Hochschulen nur geträumt werden kann. Aber damit zeigen wir auch, dass uns ein persönliches Verhältnis und die Beziehung als Gelingensbedingung für erfolgreiches Lernen tatsächlich wichtig sind.

Kurz vor dem Beginn des Studienjahres erschütterte nicht nur uns, sondern ganz Europa der Angriff Russlands auf die Ukraine. Schon im letzten Jahresbericht habe ich auf die damit verbundenen Herausforderungen der Schulen bei der Aufnahme und «Einschulung» der aus der Ukraine geflüchteten Kinder berichtet. Unsere Studierenden standen bereit, hier unterstützend zu wirken. Die Schulen konnten schliesslich die Herausforderungen meist erfolgreich bewältigen und stehen nun schon im zweiten Jahr der Integration ukrainischer Kinder. Eine traurige Tatsache.

Diesen Sommer verliessen ...

Matthias Gubler, MSc UZH, Leiter Institut
Auszug aus dem Jahresbericht «Institut»

Mara Lügstenmann und Loredana Rossi, DPS 22

Ein Anlass voller Freudentränen und Dopamin – ein Erlebnisbericht
Inspiriert von Kulturschaffenden und ähnlichen Veranstaltungen erarbeiteten Isabel und Emily im Rahmen des Moduls für Deutschdidaktik das Konzept für «Lesen für Bier». Mit viel Elan gestalteten sie Flyer, machten Werbung, organisierten Apéro und Bier und sorgten für eine einladende Atmosphäre.

Um Teil vom Abend zu sein, gab es mehrere Optionen: Man konnte sich auf die Suche nach lustigen, abwechslungsreichen oder eintönigen Texten jeglicher Art machen und diese beim Einlass abgeben. Wer sich aus der Komfortzone herausbegeben wollte, durfte sich melden, um einen Text zu präsentieren. Die ausgelassene Stimmung durfte aber auch einfach im Publikum als Teil der Jury genossen werden. Nach jeder Performance wurden anhand der Lautstärke des Applauses Punkte von eins bis vier vergeben. Ein zusätzlicher Punkt konnte durch eine Challenge verdient werden. In diesem Fall durfte das Publikum die vortragende Rolle im Vorhinein bestimmen. So verwandelten sich die Leser:innen in Figuren mit den unterschiedlichsten Verfassungen und Gemütszuständen.

Der Abend wurde mit drei vorbereiteten Texten eröffnet, die ...

Mara Lügstenmann und Loredana Rossi, DPS 22
Auszug aus dem Jahresbericht «Institut»

Inklusives Campuslife

Unsere Abgänger:innen des Programms écolsiv, das Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung den Zugang zur Hochschulbildung am Institut Unterstrass ermöglicht, betonen es immer wieder, wie besonders es sei, wenn sie auf die Frage «Was machsch eso i dim Läbe?» antworten können: «Ich studiere.» Sie blicken dann in zuerst verwunderte, dann aber auch bewundernde Gesichter. Die neue, nie für möglich gehaltene Identität als Student:in ist für das Selbstbild ein riesengrosser Schub. Ich gehöre dazu, ich kann auch, wie viele andere, der Bildungstempel Hochschule ist plötzlich zugänglich.

In Amerika machen die meisten Jugendlichen die Erfahrung der High School. Das studentische Campuslife gilt als wichtige und prägende Lebensphase und wird auch in vielen Hollywood-Filmen dargestellt, meist etwas verklärt und idealisiert. Vielleicht wurde aber gerade deshalb in Amerika der Zugang zur Hochschule auch für behinderte Jugendliche früher und vehementer eingefordert. Mit Erfolg: Es gibt mittlerweile mehr als 300 Colleges und Universitäten, die Programme für kognitiv ...

Matthias Gubler, MSc UZH, Leiter Institut
Auszug aus dem Jahresbericht «Institut»

Der Campus Unterstrass als Begegnungsort

Der Campus Unterstrass ist ein Lehr- und Lernraum, ein Erholungsraum, ein Diskussionsraum – kurz: ein Begegnungsort für viele verschiedene Menschen.

Ehemalige treffen sich wieder
«Ah, du bist auch da – schön, dich wiederzusehen – weisst du noch …?» In den Kursen, CAS- und MAS-Angeboten vor Ort treffen sich immer wieder ehemalige Studierende und freuen sich, gemeinsame Erinnerungen auszutauschen und zusammen Neues zu lernen. Viele wählen das Unterstrass aufgrund ihrer Erfahrungen im Studium. Im Unterstrass wurden sie individualisiert zu einer kompetenten Lehrperson ausgebildet. Diesen Standard erwarten sie zu Recht auch in den Weiterbildungsangeboten. Mit dem hohen Qualitätsniveau, das wir bei jedem unserer Angebote anstreben, versuchen wir diesen Erwartungen gerecht zu werden.

Interessierte lernen den Campus kennen und schätzen
Die meisten Teilnehmenden von Weiterbildungsangeboten dürften das Unterstrass wählen, weil sie schon viel Positives vom Unterstrass gehört haben und es selbst kennenlernen wollen. Die Weiterbildungen am Unterstrass vermitteln nicht nur neues Wissen und Kompetenzen. Es wird auch genug Zeit gegeben für Austausch, gemeinsames Nachdenken und Diskutieren oder individuelle Vertiefungen. Wer eine kurze Auszeit braucht, kann sich im Raum der Stille entspannen oder im Garten einen ruhigen Platz suchen. Unsere Weiter­bildungen werden als gewinnbringend, zukunftsorientiert und nachhaltig wahrgenommen. Auch aus diesem Grund sehen wir ...

Inge Rychener, Dr., Leiterin Weiterbildung und Dienstleistung
Auszug aus dem Jahresbericht «Institut»

Zentrale Dienste

Das unsichtbare Zahnrad auf dem Campus – die Zentralen Dienste

Die Zentralen Dienste sind ein wichtiger Bestandteil unserer Institution und umfassen eine breite Palette von Aufgaben. Doch was steckt hinter dem Sammelbegriff der Zentralen Dienste?

Vereinfach gesagt sind alle Arbeiten und Aufgaben, die nicht unmittelbar mit der pädagogischen Arbeit und dem Unterricht in Verbindung stehen, bei den Zentralen Diensten angesiedelt. Insgesamt arbeiten 19 Personen, meist Teilzeit, für diesen Bereich. Gerne möchte ich Ihnen einen Einblick in die vielfältigen Aufgabenbereiche geben:

Hausdienst
Unser Hausdienst unter der Leitung von Hugo Schmid verdient besondere Anerkennung für die Sauberkeit und den Zustand unserer Gebäude und der Umgebung. Darüber hinaus fungiert Hugo Schmid als Leiter bei Renovierungsprojekten, als Bindeglied zwischen der Schule und den Baufirmen bei der Pflege unseres Schulgeländes und sogar der Anschluss an die Fernwärme konnte unter anderem dank ihm sichergestellt werden. Das engagierte Team sorgt dafür, dass unsere Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch des Wohlfühlens ist.

Gastronomie
Unter der Leitung von Andreas Conrad wird unsere Küche betrieben. Hier werden täglich zwei Menüs zu äusserst attraktiven Preisen angeboten. Dabei legen Andreas Conrad und sein Team grossen Wert darauf, dass alle Mahlzeiten frisch und inhouse zubereitet werden. Convenience Food wird nach Möglichkeit vermieden, um unseren Schüler:innen, Studierenden und Mitarbeitenden gesunde und schmackhafte Mahlzeiten zu servieren. Übrigens: Unser hauseigenes Restaurant ist für alle geöffnet!

Sekretariat und Administration
Ein effizientes Sekretariats- und Administrationsteam, bestehend aus drei Mitarbeitenden und zwei Lernenden, sorgt dafür, dass alle administrativen Prozesse möglichst reibungslos ablaufen. Von der Terminverwaltung bis zur Korrespondenz wird hier alles betreut. Auch ein neuer Webauftritt konnte Ende Juli nach langer Vorbereitung aufgeschaltet werden – dank der Projektleitung aus diesem Bereich.

Personalwesen und Finanzen
Unsere HR-Abteilung kümmert sich um alle personalbezogenen Angelegenheiten direkt vor Ort. Die Mitarbeiterinnen in diesem Bereich sorgen dafür, dass unsere Lehrpersonen, Dozierenden und Mitarbeitenden bestmöglich ...

Marcel Kurtz, Leiter Zentrale Dienste
Auszug aus dem Jahresbericht «Zentrale Dienste»

Auf Wiedersehen, Christa Sieber!

Nach acht Jahren grossen Einsatzes haben wir Ende Januar 2023 Christa Sieber als Leiterin unserer Zentralen Dienste in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Christa Sieber begann ihre Tätigkeit am Unterstrass im Januar 2015 als «Leiterin Verwaltung». Im Rahmen des Wachstums der Institution und der dringend nötigen internen Reorganisationen des nichtpädagogischen Bereichs wurde ihre Funktion dann zur «Leiterin Zentrale Dienste» ausgebaut. Das Wort «zentral» weist daraufhin, wie unverzichtbar die vielfältige Arbeit der Mitarbeitenden in Administration, Hausdienst und Verpflegung für das Lernen und Leben auf unserem Campus ist. Dementsprechend gross war Christa Siebers Verantwortung als Mitglied der Schulleitung und Leiterin der Zentralen Dienste für die wachsende und sich wandelnde Institution Unterstrass.

Das Wohlergehen aller Menschen auf dem Campus Unterstrass war Christa Sieber stets ein Herzensanliegen. Exemplarisch zeigte sich dies während der Corona-Pandemie: Unter Christa Siebers Leitung konnten wir als «Firma» schneller als andere Schulen auf unserem Campus flächendeckend Tests durchführen und so wahrscheinlich zahlreiche und möglicherweise folgenschwere Ansteckungen während der Arbeits- und Unterrichtszeit verhindern. Dabei war sich Christa Sieber auch nicht zu schade, immer wieder einmal selbst Hand anzulegen und die mehreren Hundert Proben, die wöchentlich gesammelt wurden, für die Tests zu mischen.

Auch das Wohlbefinden und die Wertschätzung im Alltag förderte Christa Sieber nach Kräften: Sie zeichnete verantwortlich für die äusserst gelungene Neugestaltung des Teamzimmers für die Lehrpersonen des Gymnasiums. Um eine Idee für passende Geschenke an Mitarbeitende war sie nie verlegen, bei der Organisation von wertschätzenden Verabschiedungen engagierte sie sich sehr. Auch in Zeiten grosser Belastung hatte sie immer ein offenes Ohr für alle, die mit einem Anliegen unangemeldet in ihrem Büro standen.

Nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch ...

Eva Ebel, Prof. Dr. theol., Direktorin
Auszug aus dem Jahresbericht «Zentrale Dienste»

Finanzen

Rechnungsjahr 2022/23

Dank Spenden eine ausgeglichene Rechnung
Im Berichtsjahr 2022/2023 steht dem betrieblichen Ertrag von 10’828’215 Franken ein betrieblicher Aufwand von 11’417’573 Franken gegenüber. Dies führt wie im vergangenen Jahr zu einem negativen Betriebsergebnis, das diesmal -589’358 Franken beträgt. Berücksichtigt man zusätzlich das Finanzergebnis und das Liegenschaftenergebnis, resultiert ein betriebliches Gesamtergebnis von -936’694 Franken. Dank den grosszügigen Spenden führt dies jedoch insgesamt zu einer ausgeglichenen Rechnung und es kann ein Jahresgewinn von 9’251 Franken ausgewiesen werden.

Steigende Ausgaben
Sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben sind gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Bei den Ausgaben macht der Lohnaufwand den grossen Teil aus. Zusätzliche Stellenprozente und der Teuerungsausgleich von 3,5 Prozent, der jeweils gemäss dem Entscheid des Regierungsrats nachvollzogen wird, haben zum grösseren Aufwand beigetragen.

Spenden und Gaben
Auch dieses Jahr konnten wir erfreulicherweise sehr viele und grosszügige Spenden entgegennehmen, insgesamt 972’965 Franken. Diese Spenden stammen von der Evangelisch-reformierten Landeskirche, von zahlreichen grossen und kleinen Kirchgemeinden, von Stiftungen und von vielen Privaten und Ehemaligen. Im Namen des Trägervereins danke ich allen ganz herzlich für diese wichtige und wertvolle Unterstützung!

Fonds und Rückstellungen
Trotz den jährlich wachsenden Ausgaben steht der Trägerverein nach wie vor auf einer finanziell gesunden Basis. Der Stipendienfonds kann erfreulicherweise mit ...

Andrea Widmer Graf, Prof., Quästorin des Trägervereins
Auszug aus dem Jahresbericht «Finanzen»

Menschen

Personelles

Gymnasium Unterstrass
Als Stellvertreterin im Fach Englisch war Evelyn Sättele an unserer Schule tätig. Wir sind dankbar für ihren Einsatz zugunsten unserer Schüler:innen.

Im Schuljahr 2022/23 hat Jonathan Landtwing als Abteilungsassistenz vielfältige Aufgaben zur Unterstützung der Lehrpersonen und der Schüler:innen übernommen. Wir danken ihm für sein engagiertes Wirken.

Mit dem Beginn des Schuljahres 2023/24 verstärkt Etienne Destraz die Fachschaft Musik. Brigitte Schelbert hat einen Teil des Unterrichts im Fach Wirtschaft und Recht übernommen. Im Fach Geografie wirkt nun auch Damiano Schlaginhaufen.


Institut Unterstrass

In den letzten acht Jahren brachte Sandra Dangel den Studierenden der Primarstufe das textile Gestalten näher. Sie führte dieses Fach erstmals auf dieser Stufe am Institut Unterstrass ein. Dabei gestaltete sie die traditionsreiche «Handarbeit» über das Textile Werken schlussendlich ins Technisch-textile Gestalten um. Nun pflegt sie ihre gestalterischen Fähigkeiten in Zukunft ausserhalb des Instituts weiter.

David Labhart
verlieren wir grossteils an die Hochschule für Heilpädagogik, wo er sein fundiertes Inklusionswissen als Professor für Systementwicklung und Inklusion weitergeben kann. Bei uns hat er den Masterstudiengang Inklusive Pädagogik und Kommunikation verantwortet und begleitet auch noch etwas den Übergang in der Leitung des MAS an Claudio Baldini. Diesen begrüssen wir an dieser Stelle ganz herzlich und freuen uns auf seinen Rollenwechsel vom ehemaligen Studenten am Institut zum Dozierenden.

Als Dozentin am Institut verlässt uns auch Eveline von Arx, die mit David Labhart einen CAS mit Schwerpunkt Kommunikation und Coaching leitete und auch in der Ausbildung Studierende in diesem Thema anleitete.

Nach langjähriger Zusammenarbeit in vielfältigsten Formaten und Zusammenhängen macht Catherine Müller einen klareren Schritt in die Selbstständigkeit. Wir werden aber zumindest auf diese Art und Weise ihre Dienste als Supervisorin, Coach und Ausbildnerin noch etwas länger in Anspruch nehmen können.

Zentrale Dienste
Nach mehr als acht Jahren als Leiterin der Zentralen Dienste und damit Mitglied der Schulleitung haben wir Christa Sieber in den Ruhestand verabschiedet (siehe eigener Bericht). Ihre vielfältigen Aufgaben hat Marcel Kurtz übernommen.

Eine Person mit ganz eigenem Profil auf unserem Campus war 15 Jahre lang Werner Schoop. Sein unermüdlicher Einsatz für das Recycling und seine philosophische Sicht auf die Welt werden uns fehlen. Wir danken ihm herzlich und wünschen ihm einen gesunden Ruhestand voller Licht, das ihm so viel bedeutet.

Für die Verpflegung aller Menschen auf dem Campus sind nun auch Jan Conrad und Indumathy Silvester im Einsatz. Im Bereich Finanzen und Human Resources verstärkt uns Caroline Rotach.

Die Schulleitung: Eva Ebel, Matthias Gubler, Marcel Kurtz, Lukas Strub
Auszug aus dem Jahresbericht «Menschen»
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