Die Schülerinnen betrachten die Plakate ihrer Kolleginnen und Kollegen sehr genau.

EinBlicke

Zürich, 06.03.2019

150 JAHRE LERNEN,

LEHREN UND LEBEN

DIE GESCHICHTE DES «SEMINAR UNTERSTRASS» IN 30 PLAKATEN

Küssen war nicht erlaubt, wer über die Stränge schlug, musste beim Direktor auf dem roten Sofa Platz nehmen und wurde in die Mangel genommen.

Flyer

Die Schülerinnen und Schüler mussten sich strengen Kleiderordnungen unterwerfen und samstags im Garten arbeiten, um sich selbst mit Gemüse zu versorgen. Einige Pflichten und Einschränkungen sind längst passé, einige Gebräuche aus der 150-jährigen Geschichte leben aber im modernen unterstrass.edu weiter. Eine Schülerin erzählte an der Vernissage zur Ausstellung, dass das Graben im Schularchiv für die Ausstellung deshalb so spannend war, weil sie immer wieder Dinge entdeckte, von denen sie dachte: «War das wirklich mal so?» – heute sei einiges davon unvorstellbar, anderes wiederum lebe in den vielen Schultraditionen weiter, so zum Beispiel das Singen am Tagesanfang.

«Wir stehen auf den Schultern unserer Vorfahren, deshalb haben wir – möglicherweise – den grösseren Weitblick als die Menschen vor uns», sagte Direktor Jürg Schoch in seinen Begrüssungsworten. So sei küssen heute ganz selbstverständlich erlaubt. Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ermögliche wohl erst richtig eine Zukunft. Die Ausstellung solle in diesem Sinne betrachtet und genutzt werden.

Zu einer Auseinandersetzung mit der Geschichte gehört auch das Beleuchten der düsteren Seiten: Die Schülerinnen und Schüler haben Zitate ausgegraben, die zeigen, wie belastend es für den Direktor oft war, genügend Geld für den Erhalt der Schule zusammenzubringen und diese mehrmals kurz vor dem Aus stand. Auch war die Schule keine Insel: Europaweite Fieber-Epidemien wüteten auch am Seminar, sodass ein Krankenzimmer eingerichtet werden musste und nicht verhindert werden konnte, dass ein Schüler starb. Ein Geschichtslehrer wiederum wurde von der Seuche des Nationalsozialismus entflammt, was den Direktor in die Bredouille brachte.

Die Ausstellung gibt in über 30 Plakaten, in Filmen und einer Installation anhand von Zitaten, Bildern, Anekdoten und Interviews Einblicke in die Freuden und Sorgen von 150 Jahren lernen, lehren und leben. Die Ausstellung zeigt aber auch über Unterstrass hinaus exemplarisch die schweizerische und die europäische Geschichte.

«EinBlicke» ist von Montag bis Freitag täglich zwischen 8 und 18 Uhr frei zu besichtigen. Die Ausstellung dauert noch bis zum 27. September.

Diese Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt von Schüler/-innen der Promotionen 148 und 149 in den Fächern Geschichte und Bildnerisches Gestalten.

Projektleitung und Konzept

Lukas Strub, Eva Hug, Silvia Pietz, Carlo Della Chiesa