Ein Schneesportlager aus Sicht einer Schülerin

Zürich, 18.02.2019

«Wir sind alle stolz, dass wir ein solches Lager durchführen können»

«Ich fühle mich jetzt viel sicherer auf den Skiern», sagt eine Schülerin aus dem Gymnasium Unterstrass nach dem jährlichen Schneesportlager, welches sie dieses Jahr in Churwalden besucht hatte. Doch auch wenn der Schneesport im Zentrum des Lagers steht, gibt es viele weitere Aspekte, welche das Erlebnis so einzigartig machen. So wird zum Beispiel die soziale Komponente, wie man sie vom Unterstrass kennt, sehr hochgeschätzt und dementsprechend auch in den Skilagern gefördert.

Denn das Skilager ist eine tolle Möglichkeit, Leute kennenzulernen, auf die man sonst nie zugegangen wäre. Die Lagergruppe ist wild zusammengewürfelt: So sind aus allen Klassen Schüler/-innen vertreten. Und dieses Prinzip hat sich bewährt! Denn nach dieser Woche geht man nicht nur mit tollen Erinnerungen nach Hause, sondern auch mit vielen neuen Freundschaften, welche sonst nie entstanden wären. Ein typischer Tag in einem typischen Unterstrass Skilager sieht wie folgt aus: Um halb acht werden alle mit lauter Musik geweckt, zum Bedauern der Schülerschaft besonders oft mit deutschen Schlagern. Danach gibt’s Frühstück für alle, meistens Brot und Marmelade oder Cornflakes. Nachdem alle ihre «Ämtli» erledigt haben, geht es um 9 Uhr in den verschiedenen Gruppen auf die Piste. Um 12 Uhr gibt es dann das verdiente Mittagessen, welches entweder aus selbstbelegten Sandwiches besteht oder aus leckerem Essen in der Berghütte. Danach geht’s weiter mit Schneesport! Bis etwa 16 Uhr sind alle auf den Pisten unterwegs, bis sie dann (hoffentlich) im Lagerhaus unter die Dusche springen und die freie Zeit mit den Kollegen und Kolleginnen geniessen. Besonders gerne wird in der freien Zeit gespielt, von uno über Gemsch bis zum beliebten Arschlöcheln ist alles dabei. Danach wird wieder gegessen! Wie in vielen Lagern ist auch in Churwalden das Essen eher ungeniessbar, jedoch gibt es zum Nachtisch immer leckeren Pudding, welchen alle eifrig löffeln. Danach folgt das Abendprogramm. In Churwalden bestand es dieses Jahr besonders aus einem grossen Werwölfeln. Auch kleine Theateraufführungen oder Pantomime-Aufführungen wurden gemacht. Nach dem Abendprogramm verabschiedeten sich einige müde Schneesportler/-innen auch schon ins Bett, während der Abend für andere erst so richtig begann. So hörte man aus einigen Zimmern schon lautes Schnarchen, während aus dem Gemeinschaftsraum lautes Gelächter und Musik drang. Spätestens um 12 sollten eigentlich alle im Bett sein, jedoch gab es wie in jedem Lager auch in Churwalden Untersträssler/-innen, die erst um 2 Uhr nachts ins Bett hüpften und am nächsten Morgen mit Augenringen auf die Piste mussten.

Das klingt doch alles nach einem stinknormalen Skilager, was also macht unseres so besonders? Was unsere Lager bestimmt von anderen abhebt, ist der Fakt, dass sie ohne Lehrpersonen geführt werden. Und das erfolgreich! Auch wenn man erstaunte und ungläubige Blicke einfängt, sobald man so etwas erwähnt, funktioniert es jedes Jahr aufs Neue wunderbar. «Das Gemeinschaftsgefühl ist viel stärker und jeder kann so sein wie er will, ohne Angst, dass einen ein Lehrer sieht», sagte eine Schülerin. Und sie ist nicht alleine mit dieser Meinung. Viele geniessen die Zeit mit den Kollegen ohne die Anwesenheit von Lehrpersonen. Die Stimmung ist locker, entspannt und ausgelassen. Doch wie kann so etwas funktionieren? Schülerinnen und Schüler müssen plötzlich von Kolleginnen und Kollegen zu Leiterinnen und Leitern werden und eine Balance zwischen Autorität und Freundschaft finden. Das kann schon mal Konflikte geben, denn in Ausnahmefällen müssen die älteren Schüler/-innen ganz klar die Rolle der Leitung übernehmen, durchgreifen und die eigenen Kolleg/-innen ermahnen oder sie sogar nach Hause schicken. Das kann schwierig sein, jedoch reisst man sich aus Respekt gegenüber den eigenen Kolleg/-innen meistens zusammen. Und wenn nicht, zeigt die Erfahrung, dass die älteren Schüler/-innen ihre Kolleg/-innen sehr wohl an die Schule zurückschicken. Auch ein sehr kritischer Punkt in Skilagern mit Jugendlichen ist der Drogenkonsum. Wie in fast allen Schneesportlagern herrscht auch in unserem ein strenges Alkohol- und Kiff-Verbot. Kann dieses mit so vielen Schülern und ohne Lehrpersonen eingehalten werden? Meistens schon, jedoch muss man bedenken, dass Schüler/-innen, die wirklich Drogen konsumieren wollen, dies auch meist schaffen. Da ist es egal, ob Lehrpersonen dabei sind oder nicht. In unseren Skilagern gibt es aber weniger Vorfälle als in «normalen Lagern», da man alleine schon aus Respekt für die eigenen Kolleg/-innen das Kiffen oder Trinken unterlässt. Auch dieses Jahr musste in keinem der fünf Unterstrass-Lager eine drastische disziplinarische Massnahme ergriffen werden. Denn es wissen alle, dass auch sie einmal die Funktion der Leiter/-innen übernehmen müssen und es selber nicht schätzen würden, müssten sie die eigenen Kolleg/-innen nach Hause schicken. Und auch wenn es zu Beginn etwas merkwürdig ist, sich den älteren Schüler/-innen unterzuordnen, funktioniert es doch recht gut.

Es gab natürlich besonders zu Beginn einige Pannen und Planungslücken. Wegen schlechten Wetterverhältnissen sassen einige Schüler/-innen auf dem Berg fest und kamen nicht mehr herunter. Alle Skilifte wurden geschlossen und vor lauter Nebel konnte man nicht mal mehr die eigene Hand erkennen. So sassen die Schüler für bestimmt 45 Minuten oben fest, während sich unten die Panik ausbreitete, bis die «Verlorenen» nach circa einer Stunde und einigen Anrufen endlich mit dem Skilift zum Rest der Gruppe stiessen. Solche kleinen Pannen passieren natürlich öfter, jedoch haben die leitenden Viertklässler/-innen immer besser gelernt, wie man in solchen Situationen ruhig bleibt und wie man diese souverän löst. So ist das Skilager für alle eine tolle Erfahrung. Wir sind alle stolz, dass wir ein solches Lager ohne Lehrerpersonen durchführen können und allen zeigen, dass wir vom Gymi Unterstrass Hürden gemeinsam meistern können.