Das Feedback der Schüler/-innen zur verhaltensbiologischen Schnitzeljagd im Zoo.

Der Biologielehrer Marc Schneider erklärt, dass für ihn die Vorteile des Zoos die Nachteile des Tierleids aufwiegen.

Die Aufgabe des Zoos, die Faszination an Tieren zu wecken, dient letztlich dem Artenschutz.

Wie ethisch ist der Zoo Zürich?

Zürich, 16.11.2019

«Ist es gemein, dass die Otter im Vergleich zur Natur im Zoo so wenig Platz haben?» Fragen wie diese stellt eine Gruppe Erstklässler/-innen den Tierpfleger/-innen im Zürcher Zoo. Sie haben sich am Donnerstag im Rahmen der Novemberstudienwoche mit ihrem Biologielehrer Marc Schneider zu einer zoologischen Schnitzeljagd aufgemacht.

Es waren viele ethische Fragen, denen sich die Schüler/-innen stellen mussten: Was dürfen wir Menschen alles mit Tieren anstellen? Ist ein Zoo aus Sicht der Tiere überhaupt vertretbar?

Grundsätzlich ja, fanden die Schüler/-innen in Diskussionen mit Tierpfleger/-innen und ihrem Biologielehrer heraus. Im Fall der Otter erfuhren die Jungforscherinnen, dass im Zoo Zürich so gut wie möglich die Verhältnisse in der Natur nachgeahmt würden. Die Otterpopulation sei in der Schweiz zurückgegangen, deshalb diene die Haltung der Otter definitiv auch dem Artenschutz, erklärte der Tierpfleger. Nicht nur die Gefangenschaft und die zum Teil künstlichen Bedingungen der Tiere sorgten für Zündstoff. Die Schüler/-innen realisierten, dass auch die Besucher/-innen und Futtertiere in der Lebenswelt des Zoos in die Überlegungen einbezogen werden müssen.

Lebende Hasen als Futter für Tiger?

Dürfen den Tigern beispielsweise lebende Hasen verfüttert werden? «Die armen Kinder, wenn mein kleiner Bruder dabei zuschauen würde, das wäre hart», sagte ein Schüler. «Ein Hase ist so herzig – und wenn er lange leiden muss?». Ein anderer entgegnete, «es sollten unbedingt lebende Tiere verfüttert werden, sonst hat der Tiger ja keine natürlichen Lebensbedingungen.»

Der Biologielehrer Marc Schneider hat in seiner Studienzeit in einem Blockkurs mit dem verhaltensbiologischen Institut Zootiere selbst beobachtet und mit Wärter/-innen sowie dem Zoodirektor Gespräche geführt. Er lud die Klasse zu kleinen Gedankenexperimenten ein und zeigte damit, dass der Zoodirektor genauso wie die Wärter/-innen laufend ethische Entscheidungen treffen müssen.

Der Zoo brennt, welches Tier zuerst retten?

Was wäre, wenn der Zoo brennt, welche Tiere würden Sie zuerst retten? Mit diesem Beispiel deckten die Schüler/-innen auf, dass wir häufig Sympathien für Tiere wie Gorillas haben, die dem Menschen sehr ähnlich sind. Für Tierpfleger/-innen im Zoo könne die Ähnlichkeit zum Menschen oder die Tatsache, dass häufig Säugetiere als niedlicher empfunden werden, keine Entscheidungsgrundlage sein. Marc Schneider regte an, etwas weiter zu denken. Die Schüler/-innen ergänzten, dass wohl zuerst Tiere in Sicherheit gebracht werden müssten, die in der Natur bedroht sind. Ein Schlaumeier erklärte, er würde einfach die Elefanten retten, die würden mit dem Rüssel löschen helfen. Somit wären alle Tiere gerettet. Auch das sei sicher eine wichtige Aufgabe des Zoos, die Faszination für Tiere zu wecken und die Fähigkeiten beispielsweise der Elefanten aufzuzeigen, erklärte Marc Schneider lächelnd . Bei den Schüler/-innen ist das Begeistern mehrheitlich gelungen, wie ihre erhobenen Daumen zur Zoo-Schnitzeljagd zeigen.