Manuela Depauly erklärt den Quest-Studierenden, wie ein Assessment vor 150 Jahren ausgesehen hat, Mona Nüssli übersetzt.

Wenn Archäologinnen und Eventmanager Lehrer/-innen werden

Zürich, 14.06.2019

Sie sind alle über 30 Jahre alt. Sie haben ein abgeschlossenes Studium und mindestens drei Jahre Berufserfahrung hinter sich. Und sie wollen in zwei Jahren das Diplom als Primarlehrperson in der Tasche haben. Heute haben sie sich kennengelernt. Im August 2019 starten sie dann sehr konkret in ihr neues Leben als angehende Lehrpersonen.

«Schon die Aufnahmeprüfung am 4. Mai 1869 war eine Art Assessment. Sechs von zwölf jungen Menschen haben bestanden und waren einen Tag später, am 5. Mai, bei der Eröffnung des neuen Ostschweizerischen Evangelischen Lehrerseminars in der Wohnung von Direktor Bachofner dabei. Bei euch ist es länger gegangen. Ihr habt ein ganzes Assessment­Verfahren durchlaufen. Ihr musstet einige Wochen auf den Bescheid warten. Und nun seid ihr aufgenommen und werdet im August euer Studium zur Lehrperson auf der Primarstufe beginnen. Auch wenn die Prozeduren sich auf den ersten Blick gleichen: Es liegen 150 Jahre Institutionalisierung und Pro­fessionali­sierung dazwischen.» Mit diesen Worten begrüsste am 13. Juni abends um 18 Uhr Dr. Manuela Depauly als Studiengangsleiterin «QUEST» (Quereinstieg) ihre neuen Studierenden. Es sind insgesamt 26 Personen.

Vielfältige berufliche Erfahrungen

«Ich habe Geografie studiert und war Lehrerin auf der Gymnasialstufe. Aber ich habe gemerkt, dass mir das Primarschulalter sehr viel mehr entspricht, darum möchte ich diese Ausbildung noch machen», sagt eine angehende neue Studentin in der Vorstellungsrunde. Ein Kollege ergänzt: «Ich habe Betriebswirtschaft studiert und als Eventmanager gearbeitet. Ich freue mich enorm auf diese neue Herausforderung.» Eine Dritte sagt schlicht, ihre jüngere Schwester hätte die Lehrerinnenausbildung in Unterstrass gemacht und ihr «das Unter­strass» heiss empfohlen. Wie dem auch sei: Sie bringen ein Studium und Berufserfahrung als Umweltingenieurin, Architektin, Zimmermann und Informatiker, Landschafts- und Verkehrsplanerin, PR-Berater und Übersetzerin mit – und sie alle haben die Weichen in ihrem Leben neu gestellt: Sie wollen Primarlehrerinnen und Primarlehrer werden. Und sie schauen zuversichtlich der vielfältigen Herausforderung als Student/-in und zugleich Mutter/Vater, Partner/-in und Erwerbstätige entgegen.

Seit 2011

Die Zahlen der Schüler/-innen im Kanton Zürich steigen nach wie vor an. Die Zahlen der Pen­sionierungen von erfahrenen Lehrer/-innen auch. Der Bedarf an Lehrpersonen nimmt also zu. Schon vor zehn Jahren war das klar. Das Institut Unterstrass hat sich mit Verve früh dafür eingesetzt, erfahrenen Menschen mit einem anderen Studium den Umstieg in den Lehrberuf zu ermöglichen. Seit 2011 führt Unterstrass darum im Auftrag der Bildungsdirektion und in Absprache mit der Pädagogischen Hochschule Zürich solche Ausbildungsgänge durch. Sie sind anspruchsvoll, da sie als zweijährige Vollzeitstudiengänge konzipiert sind. Schon im zweiten Jahr übernehmen die Studierenden ein Pensum von 40 bis 60 Prozent als Primarlehrpersonen. Die Ausbildung ist herausfordernd – zeitlich, kognitiv, emotional. Aber sie lohnt sich. Sie führt dem Schulfeld Menschen mit grosser Motivation und einem enormen Rucksack an ausserschulischer Erfahrung zu. Alles Gute, «QUEST 2019»!