Studienbeginn von 26 Quereinsteigenden

Zürich, 30.08.2019

Insgesamt 26 Quereinstiegs-Studierende haben letzte Woche mit ihrer zweijährigen Ausbildung gestartet. Zwei davon erzählen von ersten Eindrücken am Institut Unterstrass und der Motivation, nach langjähriger Berufspraxis noch einmal die «Schulbank» zu drücken.

«Es passiert hier auch mit mir als Mensch etwas»

René Kübler (43 Jahre)

Was haben Sie vor der Quereinstiegs-Ausbildung beruflich gemacht?

René Kübler: Ich habe nach dem Gymnasium in Zürich Philosophie und Germanistik studiert, danach habe ich das Höhere Lehramt zum Gymnasiallehrer für Deutsch und Philosophie gemacht, habe jedoch nie auf diesem Beruf gearbeitet. Ich habe eine Stelle in der Marketingabteilung der Migros Genossenschaft gefunden, wo ich bis heute arbeite. Dort bin ich seit sieben Jahren zuständig für den Auftritt im Internet.

Wie sind Sie mit einem Germanistik-Studium in die Marketingbranche gelangt?

Wie vieles im Leben war das Zufall (lacht). Ich habe einen Studentenjob gesucht und ein Freund hat damals bei Migros gearbeitet. Während dem Studium habe ich viele journalistische Texte verfasst, diese Fähigkeit habe ich auch in der Arbeit gebraucht. Zuerst arbeitete ich neben dem Studium in den Ferien und nach dem Studium habe ich dann mit einem Vollzeit-Pensum angefangen.

Wie sind Sie aufs Institut Unterstrass gestossen?

Ich habe zwar schon oft vom Unterstrass gehört, doch anfänglich war der wahre Grund, wieso ich mich fürs Unterstrass entschieden habe, dass es hier möglich ist, innerhalb von zwei Jahren den Quereinstieg zu machen. In der PH sind es ja drei Jahre. Das ist für mich sehr entscheidend, da ich eine Familie habe und das Studium möglichst schnell absolvieren will. Als ich angefangen habe, bemerkte ich sofort, dass auch die Ideologie ganz anders ist. Im Vergleich zur PH wird hier viel mehr Wert auf humanistische Werte gelegt. Der Unterricht ist praxisnah und wirklich dafür ausgelegt, Lehrer auszubilden und nicht einfach Wissen reinzustopfen und nachher wieder zu vergessen. Ich habe das Gefühl, es passiert hier auch mit mir als Mensch etwas.

Was ist Ihre Motivation, nach sieben Jahren in der Arbeitswelt nochmals eine Ausbildung zu machen?

Ich habe Familie und muss natürlich Geld verdienen, dafür muss man versiert sein und sich immer wieder neu orientieren. Natürlich hat die Arbeitswelt, wie ich sie kenne, auch Vorteile. Man hat Sicherheit, man muss sich nicht mehr bewerben und man kennt sein Umfeld. Für mich hätte es aber nicht gereicht, bis 65 die Arbeit in der Medienbranche weiterzuführen. Ich war schon immer offen für vieles. Ich habe ja auch schon oft als Lehrer in Praktikas gearbeitet, daher ist diese Ausbildung auch nicht völlig neu.

Sie haben vorhin den finanziellen Aspekt erwähnt, Sie verdienen jetzt ein ganzes Jahr wenig, wie machen Sie das?

Bei mir ist es schwierig, da meine Frau gar nicht arbeitet und auf die Kinder schaut. Ich bin also derjenige, der die Brötchen verdient. Ich arbeite zwar immer noch bei der Migros, doch ich musste reduzieren, also verdiene ich weniger. Wir haben uns gut überlegt, ob wir uns das leisten können. Doch wir haben meine Ausbildung auch als Investition in unsere Zukunft angesehen und daher leisten wir uns das. Klar ist es schön, wenn man vom Ersparten in die Ferien fahren kann. Mein Erspartes fliesst jetzt in eine Ausbildung.

«Für mich war klar, entweder Unterstrass oder gar nicht»

Nicole Wangler, 49 Jahre alt

Was haben Sie gemacht, bevor Sie ans Unterstrass gekommen sind?

Nicole Wangler: Ich habe acht Jahre als Schwimmlehrerin an einer Primarschule in Zürich gearbeitet. Ich habe mich schon seit längerem mit der Ausbildung zur Lehrerin befasst und kenne viele, die das Quereinsteiger-Studium gemacht haben.

Wie sind Sie auf das Institut Unterstrass gekommen und was gefällt Ihnen speziell hier?

Für mich war total klar, entweder «Unterstrass» oder gar nicht, weil ich alle Schulen angeschaut habe. Ich konnte mich am besten mit «Unterstrass» identifizieren. Vor allem auch, weil hier nicht immer nur Theorie vermittelt wird, sondern die Ausbildung auch sehr praxisorientiert ist. Auch wird hier ein holistisches Weltbild und eine holistische Perspektive auf den Menschen vermittelt. Ausserdem finde ich gut, dass es kleine Klassen gibt und gleich nebenan das Gymnasium und die Primarschule ist.

Wie ist das für Sie, mit 49 nochmals eine Ausbildung zu machen?

Ich bin jemand, der sehr viele Ausbildungen im Leben gemacht hat und habe eigentlich immer Lust aufs Lernen hat.

Wie gehen Sie damit um, dass Sie nun weniger Zeit haben, um Geld zu verdienen?

Über diesen Punkt sollte man sich wirklich Gedanken machen. Für mich war das auch ein Ausschlag fürs Unterstrass. Hier geht das Studium ja nur zwei Jahre und im zweiten Jahr verdient man ja wieder. Wenn ich noch Zeitfenster habe, arbeite ich. Ich gebe beispielsweise noch Kurse und habe Geld auf die Seite getan. Ich möchte keinen Stress haben.