Soziales Lernen lehren

Zürich, 11.01.2019

Mit Klatschen und auf zehn zählen gegen Konflikte im Klassenzimmer

Eine Lehrperson beklagt sich: in ihrer Klasse geraten einzelne Schüler/innen beinahe täglich während des Unterrichts in kleine Händeleien und Streitigkeiten, es kommt auch immer wieder vor, dass Kinder ohne ersichtlichen Grund durchs Schulzimmer streunen und dabei ihre KollegInnen stören. Die Lehrperson zeigt sich gestresst und fragt sich:

Wie kann ich ein Klassenklima des gegenseitigen Respekts fördern?

Aus der Unterrichtsforschung weiss man, dass nichts über guten Unterricht geht – viele soziale Störungen im Klassenzimmer können damit vermieden werden!

Auf der konkreten Handlungsebene heisst das für den angesprochenen Fall, einen Unterricht zu planen, der es den Schüler/innen ermöglicht, ihre Kontakt- und Bewegungsbedürfnisse im Unterricht selber befriedigen zu können. Kooperative Lernformen ermöglichen und erfordern den Austausch unter den Kindern, um zum Lernziel zu kommen. Strukturierte Spielformen mit der ganzen Gruppe stillen den Bewegungsdrang und schaffen zudem ein Gemeinschaftsgefühl: «Hey, wir sind eine gute Klasse!»

Kommende Woche (14. Januar) steigen 46 Studierende des Basisstudiums in ihr erstes dreiwöchiges Unterrichtspraktikum ein. Inhaltlich fokussiert dieses Praktikum den Schwerpunkt Soziales Lernen.

Nebst der inhaltlichen bietet das Praktikum noch eine zusätzliche Herausforderung: Zukünftige Primarlehrpersonen arbeiten während dieser drei Wochen im Kindergarten und versuchen dort, die aufgeweckte Kinderschar in den Griff zu kriegen. Angehende Kindergarten/Unterstufen-Lehrpersonen erleben auf einer Mittelstufe, dass Schule heute anders aussehen kann als sie es selber noch erlebt haben...

Selbst sozial kompetente Studierende können dabei ins Schwitzen kommen...

Unterstützt werden die Studierenden von Praxislehrpersonen, welche auch vor wenigen Jahren am Institut Unterstrass sozialisiert wurden und unsere Studien-struktur kennen. Sie bieten unseren Studierenden gleichzeitig ein interessantes Modell als Junglehrperson.

In der Vorbereitungswoche am Institut wird wenig doziert, dafür umso mehr sozial praktiziert. Die Studierenden erproben konkrete kooperative Lehr-Lernformen und erarbeiten – durchaus auf ihrem Lernniveau – ein Lerntagebuch, wie es auch in der Schule gebraucht werden kann.

Bekannte und neue interaktive Spielformen werden ausprobiert. Wie kann man eine Klasse konzentrieren? Zum Beispiel, indem man sie auf 10 zählen lässt, ohne dass einer dem andern ins Wort fällt. Wie kann man eine müde gewordene Gruppe aktivieren? Indem man Klatsch- und Bewegungsspiele einführt und gemeinsam mit den Kindern kultiviert.

Alles auf den ersten Blick ganz einfach zu verstehen – in der Praxis aber eine äusserst komplexe und herausfordernde Aufgabe.

Zum Glück muss nicht schon von Anbeginn weg an alles top funktionieren!