Anne Schranil (links im Bild) und Marisa Wick (im unteren Bild links) wurden am Ende des Schuljahrs feierlich verabschiedet.

Nach dem Schuljahr ist vor dem Schuljahr

Zürich, 15.07.2019

Mit drei gemeinsamen Arbeitstagen klingt am Gymnasium traditionellerweise die letzte Woche des Schuljahres aus. Nicht selten dampfen die Köpfe der Lehrpersonen dann noch einmal heftig, denn es geht um nichts weniger als die Gestaltung der Schule.

Wenn die Schülerinnen und Schüler während der Schüler/-innenschule den gesamten Schulbetrieb übernehmen, äussern sie jeweils gegenüber der Presse, die Lehrer/-innen gönnten sich eine kleine Auszeit. Darum handelt es sich aber keineswegs. Im Gegenteil: Es wird gearbeitet. Darum heisst der Anlass auch «Lehrerarbeitstagung» (LAT). Die zweite Tagung dieser Art fand am Ende der letzten regulären Schulwoche statt.

Die andere Schüler/-innenannahme – «hend sie wieder über üs gschwätzt?», trifft ebenfalls nicht zu. Lehrpersonen sprechen auch mal über anderes, zum Bespiel über ihre Fächer: Zwei neue Lehrerinnen gaben zu Beginn der Arbeitstagung unter dem Titel «Meine Stärken – mein Fach» Einblick in ihren Unterricht. Dann ging’s weiter mit dem Thema «Absentismus» – dem Fehlen im Unterricht. Nicht alle Schülerinnen und Schüler entschuldigen ihre Absenzen zuverlässig. Manche fehlen für einige Lektionen und sind dann doch für Prüfungen wieder im Unterricht. Die Lehrpersonen wüssten in solchen Fällen gerne, welches die Gründe dafür sind. Deshalb wurde nun eine Neuerung eingeführt: Schüler/-innen müssen sich bei der jeweiligen Fachlehrperson melden und die Absenz persönlich entschuldigen. So kann auch mal nachgefragt werden: «Wie geht’s? Was war in der letzten Lektion los?».

Neuerung Jahrespromotion

Auch über andere anstehende Neuerungen wurde diskutiert: Ab nächstem Schuljahr gilt für die zweiten bis vierten Klassen die Jahrespromotion. Das Ziel dieser Neueinführung ist es, mehr Lernzeit zu schaffen. Das ist nur möglich, wenn die Zahl der Prüfungen und Lernzielkontrollen etwas abnimmt. So haben die Lehrpersonen ganz anschaulich anhand einer Musterklasse geschaut, wie sich Prüfungen mit der Jahrespromotion so übers ganz Schuljahr verteilen lassen, dass nicht gehäuft vor der Zeugnisausgabe ein Berg von Prüfungen abgearbeitet werden muss.

Auch weitere Koordinationsmöglichkeiten wurden geplant. Die Arbeitsgruppe für «Überfachliche Kompetenzen» hat Vorschläge vorgelegt, wie auch fächerübergreifend zusammengearbeitet werden kann. In fast jedem Fach wird recherchiert, zitiert, ein Bericht geschrieben oder ein Experiment durchgeführt. Absprachen der Lehrpersonen und gemeinsame Dokumente sollen den Schülerinnen und Schülern vor Augen führen, dass beim Bericht schreiben im Chemieunterricht die gleichen Kompetenzen gefordert sind wie beim Berichten im Deutschunterricht. Ausserdem soll Wiederholung verhindert werden und die Arbeit mit Kompetenzen sinnvoll über die verschiedenen Klassenstufen verteilt werden.

Evaluation von «bring your own device»

Eine grosse Neuerung des vergangenen Schuljahrs wurde gemeinsam evaluiert. Die ersten und zweiten Klassen haben begonnen, mit ihren eigenen Tablets und Laptops zu arbeiten. Anstatt Kopien zu machen, haben die Lehrpersonen Dokumente mehrheitlich auf einem gemeinsamen Server zur Verfügung gestellt. Mit «Onenote», «Sharepoint» und weiteren Programmen stehen den Schüler/-innen und den Lehrer/-innen ganz neue digitale Möglichkeiten zur Verfügung. Auf die Arbeitstagung hin wurde in einer Umfrage ermittelt, wo die Chancen und auch Risiken dieser neuen Möglichkeiten gesehen werden. Mehrheitlich wird von beiden Seiten sehr geschätzt, dass «weniger geschleppt» und kopiert werden muss. Aber sowohl Schüler/-innen als auch Lehrpersonen stellen fest, dass eine Ablenkungsgefahr besteht: Noch schnell eine E-Mail checken, chatten oder gar online einkaufen. Die Umfragen haben ergeben, dass sich die Schülerinnen und Schüler einen «analogen» Einstieg in eine Lektion und somit Device-freie Zeiten wünschen.

Muttersein und Neuausrichtung

Der gesellige Höhepunkt der Arbeitstagung ist jeweils der Donnerstag-Abend. Traditionell stehen da gemeinsames Essen, Spiele und die Verabschiedung von Lehrpersonen auf dem Programm. Mit dem Ende dieses Schuljahrs verlassen zwei junge Mütter das Gymnasium Unterstrass: Die Pädagogik- und Psychologielehrerin Marisa Wick verlagert den Lebensmittelpunkt mit ihrer Familie wieder in ihre alte Heimat, die Ostschweiz. Die Mathematik- und Chemielehrerin Anne Schranil und ihre Familie zieht es zurück in den Osten Deutschlands. Wir wünschen den beiden Lehrerinnen und ihren Familien alles Gute und einen erfolgreichen Neuanfang in der alten Heimat.