In Französisch wird mündlich in einer Gruppe geprüft, so kann auch die Interaktion der Kandidatinnen und Kandidaten beobachtet werden.

Mündliche Aufnahmeprüfungen ans Gymnasium

Zürich, 26.02.2019

Gute Bildung passiert über Kopf, Herz und Hand, gute Selektion für das Gymnasium auch. Davon ist die Schulleitung des Gymnasiums überzeugt. Das Ziel der mündlichen Aufnahmeprüfungen ist, die Persönlichkeit in der Gesamtheit zu erfassen.

Die Breite und die teilweise selbst gewählten Inhalte der mündlichen Aufnahmeprüfungen sind einige der Aspekte, die das Gymnasium Unterstrass einzigartig machen. Die Philosophie dahinter ist, dass es an den mündlichen Prüfungen möglich ist, geistige Beweglichkeit, soziale Interaktion, geschickte Zeichenkünste, sportliche Fähigkeiten oder Leidenschaft für ein Fachgebiet zu zeigen. In Fächern wie Biologie, Geschichte oder Religion können die Kandidatinnen und Kandidaten selber ein Thema wählen, auf das sie sich vorbereiten können. «Unsere mündlichen Prüfungen sind ressourcenorientiert, alle sollen zeigen, was sie können», erklärt der Schulleiter Rolf Schudel. «An einer schriftlichen Prüfung arbeitet man ganz allein und kommt vielleicht nicht auf die richtige Spur.» An einer mündlichen Prüfung sei das anders. Die Lehrperson könne Hinweise geben, wie ein Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden könne. Sie könne so auch das Begriffsverständnis prüfen und sich ein besseres Bild davon machen, ob Zusammenhänge verstanden werden.

Aber nicht nur die Tagesform soll berücksichtig werden: Am Gymnasium Unterstrass zählen die Vornoten aus der Sekundarschule zur Hälfte und werden mit dem Schnitt der schriftlichen und mündlichen Aufnahmeprüfung verrechnet. Das bereits Geleistete soll im Gesamtbild auch miteinbezogen werden.

Die Probezeit verliert den Schrecken

Wer es durch die Prüfungen ans Gymnasium Unterstrass schafft, hat dadurch eine viel höhere Chance als an anderen Schulen, auch die Probezeit zu bestehen. «Unsere Prognostizierbarkeit, ob jemand fürs Gymnasium geeignet ist, ist gerade auch durch die mündlichen Prüfung gut», sagt Rolf Schudel. Während an anderen Schulen die Selektion häufig über die Probezeit geschehe, in der fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler pro Klasse ausgesiebt würden, schafften sie am Gymnasium Unterstrass bis auf ein zwei Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang alle.

Wer die Aufnahmeprüfungen bestehen möchte, muss dies wollen und Einsatz leisten. Es gibt auch immer wieder Interessenten, die sich abmelden, weil ihnen der Aufwand zu gross ist. Mehrheitlich wird das Aufnahmeverfahren aber auch von den Kandidatinnen und Kandidaten geschätzt. «Das Gymi Unterstrass ist ein musisches Gymnasium, an dem Musik und bildnerisches Gestalten einen hohen Stellenwert haben, deshalb ist es toll, dass man in diesen Fächern in einer mündlichen Prüfung zeigen darf, was man kann», sagt eine Schülerin, die soeben die letzte mündliche Prüfung absolviert hat. Sie habe sowohl fachlich als auch von der Auftrittskompetenz her enorm viel gelernt. Ihre Freundin aus der gleichen Prüfungsgruppe bestätigt dies: «Man lernt, offen zu sein». Beide haben sich eine Woche in den Ferien ganz intensiv auf die mündlichen Prüfungen vorbereitet, davor haben sie immer einzelne Stunden pro Woche ins Vorbereiten investiert. Prüfungen wie Französisch haben sie gemeinsam in der Prüfungsgruppe absolviert und miteinander mitgefiebert. Das schweisst zusammen. So entstehen und intensivieren sich Freundschaften häufig schon in der Prüfungszeit.