«Mir hat gefallen, dass so viele Leute an meiner Idee mitgestrickt haben»

Zürich, 13.11.2019

unterstrass.edu hat unter der Leitung von Sandra Dangel im Frühsommer 2019 zu stricken begonnen und pünktlich zur Jubiläumsfestwoche alle Brunnen auf dem Campus, Bäume und Geländer mit der Gemeinschafts-Lismete eingepackt. Das Resultat lässt auch heute noch Besucher/-innen schmunzeln.

Die Urban Knitting Bewegung hat etwas sehr Subversives, kannst du kurz die Hintergründe erklären?

Sandra Dangel: Die Bewegung begann vor ungefähr 15 Jahren in Houston, Texas, als eine Ladenbesitzerin, Marta Sayeg, den Türgriff ihres Ladens umstrickte. Es gab so viele gute Reaktionen, dass Frauen begannen, Verkehrsschilder, Ampeln und Strassenboller zu umstricken. Die Bewegung – auch Guerilla Knitting oder Yard Bombing genannt – verbreitete sich schnell durch das Internet. In Europa sah man die ersten umstrickten Stadtobjekte in Spanien und England. Die simple Idee, etwas Farbe in den grauen Stadtalltag zu bringen und den Menschen ein Lächeln zu entlocken, faszinierte mich von Anfang an. Auch stiess ich auf Bilder von rosa umhäkelten Panzer oder umstrickten Waffen. Diese sehr weibliche Art von Protest finde ich sehr schön.

Wie bist du auf die Idee gekommen, im Jubiläumsjahr mit unterstrass.edu Urban Knitting zu machen?
Ich bin auf das Urban Knitting gestossen, als ich für meine Fachdidaktik «Textiles Gestalten» Bilder und Beispiele suchte, um zu zeigen, dass auch beim Stricken oder Häkeln weit mehr möglich ist, als nur Socken und Mützen zu stricken. Das Jubiläum gab mir die Möglichkeit, ein solches Projekt zu verwirklichen. Ich hatte keine Ahnung und keine Erwartungen, wie viel gestrickt werden würde. Um so mehr freute ich mich, dass so viele Gymnasiast/-innen, Studierende des Instituts, Lehrerinnen und Lehrer, Dozentinnen und Dozenten, Eltern und Grosseltern auch zuhause gestrickt haben. Es wurden mindestens 100 Meter von diesen 20 Zentimeter breiten Streifen gestrickt, was meine Erwartungen weit übertroffen hat.

Die eingestrickten Gegenstände und Bäume sind ein richtiger Hingucker geworden, der schmunzeln lässt.
Ich denke, mit dem Einwickeln des Brunnens und der Bäume, haben wir einen Blickfang geschaffen, der etwas Fröhliches und etwas Friedliches ausstrahlt. Vielen Besucher/-innen des Areals konnte dies ein Schmunzeln entlockten. Möglich war dies dank der Hilfe von Hugo Schmid, Gabi Graf, Cornelia Maccabiani, David Labhart, Marianne Hefti, Manuela Depauly, Katrin Jaussi, Petra Sigrist und Annette Fluri.

Die Idee des gemeinsamen Strickens hat etwas sehr Verbindendes...

...dass so viele Leute an meiner Idee mitgestrickt haben, hat mir am allerbesten gefallen. Es ist das Resultat eines Gemeinschaftswerks. Dabei haben einige stricken gelernt oder wieder entdeckt, rechte und linke Hirnseiten wurden trainiert und Gespräche zwischen Strickenden fanden statt, die sonst vielleicht nicht stattgefunden hätten. Dass das Stricken den Blutdruck senkt und den Stress abbaut, davon bin ich überzeugt. Oft stricke ich vor dem Schlafen gehen. Ich empfinde es als eine meditative Tätigkeit, bei der der Tag nochmals vorbeiziehen kann und ich ganz ruhig werde.

Herzlichen Dank, Sandra, für das interessante Gespräch.