Für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist das Gymnasium schweisstreibender als für Jugendliche mit Deutscher Muttersprache.

Feierlicher Abschluss des ChagALL-Jahrgangs 11 (2018/19)

Zürich, 13.04.2019

Die Absolvent/-innen von ChagALL sitzen jetzt im Sattel. Die Fahrt geht los und kostet viel Schweiss. Denn sie fahren mit einem normalen Velo, nicht mit einem E-Bike wie andere. Sie müssen sich auf ihre hohe Motivation verlassen.

Stolz nahmen sie aus der Hand ihrer Französisch-, Deutsch- und Mathetrainerinnen eine Rose und ihr persönliches Diplom entgegen: Acht Monate intensives fachliches und persönliches Training, jeden Mittwochnachmittag und Samstagmorgen, waren geschafft.

Das Fundament für eine solide weitere Ausbildung ist gelegt. Besonders stolz macht auch dieses Jahr die Erfolgsquote von über 70 Prozent bestandenen Auf­nahme­prüfungen an Berufs- und Fachmittelschulen oder Gymnasien.

«Ich danke Ihnen ganz herzlich für alles. ChagALL hat mir so viel gegeben. Und auch wenn ich es noch nicht ins Gymnasium geschafft habe, ChagAll war wie eine zweite Klassengemeinschaft für mich. Danke vielmals.» Beim Apéro stand D. unvermittelt vor drei ihrer Trainerinnen. «Du hast eine wunderbare Aussprache im Französisch, und dein Englisch ist so gut – bleib dran, du wirst deinen Weg machen!» Die Angesprochenen waren sehr gerührt.

Auch Eltern arbeiten hart für eine gute Ausbildung

«Wissen Sie», sagte ein Vater im Zweiergespräch, «ich werde einfach noch eine Stunde mehr arbeiten am Tag, damit meine Tochter in eine höhere Schule gehen kann. Sie will das zwar nicht. Sie findet, ich arbeite jetzt schon zu viel. Aber ich habe ein eigenes kleines Geschäft, da geht das schon. In meinem Heimatland war ich Maschinenbauingenieur. Als ich in die Schweiz kam, wurde mir jedoch kein Diplom angerechnet. Ich war traurig. Aber mit der Zeit habe ich es verstanden. Unser technologisches Wissen war rückständig, sicher 50 Jahre alt. Umso mehr will ich, dass meine Tochter nun eine gute Ausbildung machen kann.»

Umrahmt worden war die eigentliche Feier von einem ad hoc-Streichorchester unter der Leitung von Geigenlehrerin Eveleen Olssen. Acht Schüler/-innen der ersten bis dritten Klassen des Gymnasiums Unterstrass hatten aufgespielt – lüpfig, witzig. Das hat K., der die Aufnahmeprüfung ans MNG Rämibühl geschafft hat, offenbar so gepackt, dass er nun auch Geige lernen möchte. Die erste Geigerin des kleinen Orchesters, eine 3. Klässlerin, hat sich spontan bereit erklärt, ihn fortan darin zu unterrichten. Jetzt fehlt nur noch eine Geige und ein Bogen.

Fest im Sattel – die Fahrt geht los

K. hat offenbar verstanden, was in der kleinen Diplomrede des Direktors die Botschaft mit dem E-Bike und dem Velo war: Die Absolvent/-innen von ChagALL sitzen jetzt im Sattel. Die Fahrt geht los. Sie wird aber viel Schweiss kosten, sie verlangt Einsatz. Jede/r muss sich bewusst sein, dass es sehr, sehr anstrengend wird. Denn einen Elektromotor am Fahrrad, den haben allenfalls andere, die auch auf der gleichen Strecke unterwegs sind. Diejenigen, deren Muttersprache Deutsch ist. Diejenigen, deren Eltern auch schon in Schweizer Gymnasien gegangen sind und helfen können. Die «ChagALListen» haben «nur» ein normales Velo, «nur» ihre eigenen Fähigkeiten, ihre hohe Motivation – und die Hilfe von ChagALL+, wenn sie diese in Anspruch nehmen wollen. Gute Reise!

N.B. Anmeldeschluss für den Jahrgang 12 von ChagALL ist der 24. Mai 2019. Näheres auf dieser Homepage.