Die untere Zeichnung zeigt eine von einer Studentin nachträglich aufgezeichnete «Stimmungskurve» dieser Woche– kreativ umgesetzt.

«Bleibende, fruchtbare Eindrücke»

Zürich, 02.11.2019

Was braucht es, damit Lernen nachhaltig ist? Viel Zeit, einen persönlichen Bezug, ein gutes soziales Klima, eine schöne Umgebung, aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Die Studienwoche «Religiöse und ethische Grundfragen» bot genau das: Drei Tage gemeinsam auswärts auf dem Land, ein Tag zur persönlichen Begegnung mit einer völlig unbekannten Person und einen halben Tag gemeinsame Vertiefung.

Das Konzept funktioniert. «Ich bin inspiriert noch mehr herauszufinden über solche Themen», so die Formulierung einer Studentin in der schriftlichen Rückmeldung. Was kann Schöneres passieren beim Lernen, als dass man dabei noch neugieriger wird? Und das erst noch bei Themen, die in unserer Gesellschaft schon fast tabuisiert werden?

Wenn ich mich im Herbst aufmache, die beiden neuen Studiengruppen nach Rüdlingen zu begleiten, sagt meine Frau jeweils: «Das ist ja dein persönliches Highlight.» Und in der Tat, das ist es. Auch dieses Jahr wieder. Es waren 57 Studierende des Basisstudium 2019 dabei.
Mit ihnen und drei Dozierenden (Eva Ebel, Claudia Roth, Nicolas de Kinkelin) auf einer Wanderung von Teufen nach Rüdlingen «herunter zu kommen» und sich im Plenum, in Kleingruppen, Tandems und einzeln mit wichtigen Fragen auseinanderzusetzten, für die man sich sonst kaum Zeit nimmt, ist für mich ein Privileg. Wie entwickeln sich Gottesbilder bei Kindern und Jugendlichen? Wie im Laufe der Kulturgeschichte? Wie stehe ich persönlich dazu? Und überhaupt: worauf ist Verlass im Leben? An welchen ethischen Regeln sollte sich eine ideale Gesellschaft orientieren? Und wie gehe ich mit Dilemmata um? Was denken andere Menschen, bspw. kirchliche Angestellte verschiedenster Couleur diesbezüglich? Und wie begründen sie ihre Haltung?

Viele Fragen, die zu intensiven Gesprächen auch beim Essen, auf dem Zimmer und zwischen den abendlichen Spielen und zu spannenden Diskussionen führen. Man lernt sich kennen, das «Lagerleben» schweisst zusammen.

Die (anonymen) Rückmeldungen am Ende der diesjährigen Woche waren schon fast unglaublich. «Ich war zuerst skeptisch. Aber es waren gelungene Tage.» «Es war toll, hatten wir neben den sehr spannenden und kräftezehrenden Stunden mit Austausch und Diskussionen auch Zeit, in aller Ruhe über Dinge nachzudenken – aber auch zu lachen und zu spielen.» In einer anderen Kurzevaluation lese ich: «Stets war Offenheit und Toleranz bei allen Gesprächen mit dabei. Für mich war das die Voraussetzung für so viel Auseinandersetzung und berührende Momente. In diesen drei Tagen bin ich mir selbst und meinen Mitmenschen ein Stück nähergekommen. Danke!»