Abgabe der Maturarbeit

Zürich, 07.01.2019

«Alle Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, geben sich total ins Projekt ein»

Anna, am 7. Januar geben Sie Ihre Maturarbeit ab. Sie haben den Briefroman «Oskar und die Dame in Rosa» zu einem Hörbuch umgeschrieben, was hat Sie am Thema gereizt?

Anna Isler: Ich habe schon als Kind Hörspiele gehört und habe immer mehr darauf geachtet, wie Hörspiele gemacht werden. Ich wollte deshalb unbedingt mein eigenes realisieren.

Warum hat Sie «Oskar und die Dame in Rosa» so angesprochen? Ein Roman, in dem ein unheilbar kranker Junge seine Gefühle gegenüber Gott ausdrückt.

Mir gefällt, wie Gedankengänge eines Kindes im Buch schön beobachtbar werden. Wie sich Kinder im Kopf zusammenbasteln, wie etwas sein könnte. Es geht um das schwierige Thema Kinder und Tod, das ist einfach unglaublich spannend.


Das Buch besteht aus Briefen, ich habe sie mehrheitlich zu Dialogen umgeschrieben und verknappt.

Was hat Ihnen am meisten Höhenflüge bereitet?

Richtig Spass machte mir die Arbeit an dem Punkt, wo ich gemerkt habe: Ich komme vorwärts. Man arbeitet sich als Schülerin gerne um etwas herum, anstatt einfach mal reinzustechen. Nach den ersten Aufnahmen merkte ich: Jetzt habe ich etwas in der Hand. Ich habe einen kleinen Jungen gefunden, der Oskar die Stimme im Hörspiel leiht. Als ich diese zum ersten Mal auf den Aufnahmen gehört habe, habe ich mich riesig gefreut. Sie klingt einfach megaguet. Ich hatte enorm viel Glück. Alle Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, geben sich total ins Projekt ein. Der kleine Bruder einer Freundin spricht zu einem Teil Oskar. Ein Kollege, ein guter Musiker, macht die Musikbegleitung.

Viele sehen es als Herausforderung, dass verschiedenste Menschen für die Maturarbeit eingespannt werden müssen.

Ich hatte grosse Mühe damit, es fällt mir grundsätzlich schwer, jemanden um Hilfe zu bitten. Ich wusste, dass mein Projekt gross ist und die Mitarbeit nicht an einem halben Tag erledigt ist. Ich getraute mich zuerst nicht so richtig um Hilfe zu bitten, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Leute sagen: Klar, ich begleite dich zwei Monate lang. Die Erfahrung hat sich in eine sehr positive verwandelt: Ja, vieles ist mir richtig zugefallen.

Was finden Sie so richtig schwierig an der Aufgabe?

Es geht sehr stark darum, dass man zeigt, dass man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben kann. Ich bin ein wenig naiv ans Thema herangegangen. Ich dachte, ich kann mich mit der Maturarbeit kreativ austoben. Aber das Kreative allein macht eine solche Arbeit noch nicht aus.

Was ist Ihr Eindruck, wie geht es Ihren Klassenkollegen mit den Anforderungen?

Viele Kollegen haben sich Stress gemacht, weil sie sich ein bisschen übernommen haben. Die Maturarbeit ist wichtig, aber sie ist keine Studienabschlussarbeit, sondern ein erster Versuch. Sehr viele vergessen das. Hätte ich nicht soviel Glück gehabt, wäre ich bei der Abgabe an einem anderen Punkt und würde auch in Stress geraten.