Newsletter Oktober 2021
Wie wir zu einer Gemeinschaft werden
Studienwochen des Instituts verankern Werte
Sich mit dem eigenen Glauben oder Nicht-Glauben auseinanderzusetzen und eine Kultur der Offenheit gegenüber unterschiedlichsten religiösen Haltungen zu pflegen, gehört zu den Grundanliegen von unterstrass.edu. Ebenso gilt das für inklusive Bildung, die am Institut nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt wird. «Ethische und religiöse Grundfragen» sowie «Inklusion» sind auch Themen der Studienwochen des Instituts. Deren Bedeutung wird dadurch unterstrichen, dass sie von der Direktorin und dem Institutsleiter geleitet werden.

Die Studienwochen des Instituts anfangs Oktober, nachdem das Semester gerade erst begonnen hat, sind gut situiert: Insbesondere die neuen Studierenden können sich bei der Beschäftigung mit «ethischen und religiösen Grundfragen» gegenseitig vertieft kennenlernen. Sie haben auch schon erfahren, dass sie immer wieder mit religiösen Vorstellungen und Bräuchen im Schulumfeld in Berührung kommen. Am zweiten Tag der Studienwoche sitzen die Studierenden in Kleingruppen um Kinderzeichnungen mit Gottesvorstellungen. Sie begegnen dabei nicht nur weisen bärtigen Männern, die über den Wolken sitzen. Sie diskutieren auch über Bilder von der Sonne und der belebten Natur. Im angeregten Austausch begegnen die Studierenden aber besonders einander. Sie stellen fest: Der Mitstudent, der gleich alt ist und in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen ist, hat offensichtlich für sich einen ganz anderen Weg in religiösen Fragen gewählt. Eine Kommilitonin aus der Gruppe hat eine ganz andere Vorstellung von Gott, der Entstehung der Welt, Himmel und Hölle. Ein emotional besetzter Lebensbereich wird in dieser Studienwoche oftmals auf die Probe gestellt. «Es gilt, die Wertschätzung einer Person nicht allein von ihrer Haltung zu einem bestimmten Thema abhängig zu machen», erklärt Eva Ebel. Die Theologin und Direktorin von unterstrass.edu leitet die Studienwoche selbst. Die Förderung der Selbstreflexion und des Respekts gegenüber allen Religionen ist ihr eine Herzensangelegenheit und ist auch ein Grundpfeiler von unterstrass.edu. Eva Ebel unternimmt daher mit den Studierenden Streifzüge durch die Vielfalt der Religionen und die Vielfalt innerhalb einer Religion. Exemplarisch wird die Mehrstimmigkeit einer Religion in dieser Studienwoche am Christentum erarbeitet: Die Studierenden begegnen jüdisch-christlichen Gottesbildern der Bibel und treffen auf Vertreter/-innen der christlichen Landeskirchen, die ihnen auf vielfältige Fragen zu Leben und Glauben Antwort geben.
Integration vor Separation
Ebenfalls Leitungssache ist das Studienwoche-Thema «Inklusion», welches auch eng mit den Werten von unterstrass.edu verbunden ist. Der Institutsleiter Matthias Gubler betreut die Studierenden mit ihren Fragen rund ums Thema Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
In den Schulen des Kantons Zürich gilt «Integration vor Separation». Daher sind die Studierenden bereits in ihren Praktika diesem Thema begegnet. Das Institut Unterstrass konnte sich in den letzten Jahren zu diesem Thema besonders viel Know-how aufbauen. Matthias Gubler hat massgeblich das Projekt «écolsiv – Assistenz mit pädagogischem Profil» mitgestaltet. In diesem Bildungsgang werden Studierende mit kognitiver Beeinträchtigung fit gemacht für eine pädagogische Tätigkeit im Arbeitsfeld Schule. In der Studienwoche gewinnen die Studierenden einen Einblick in die Geschichte der Sonderpädagogik und in die Erfahrungen, die mit écolsiv gemacht werden. Im Zentrum steht dabei der Praxisbezug: Die Studierenden betrachten selbst erlebte Fallbeispiele. Es wird rege diskutiert, wie Inklusion gelingen kann. Auch wird geklärt, welche Rolle eine Lehrperson in einem Fachteam einnimmt und wer Diagnosen stellt. Die enge Berührung mit dem Thema und die Verknüpfung mit dem eigenen Erfahrungsschatz durch écolsiv machen diese Studienwoche besonders fruchtbar.
Gemeinsame Erlebnisse verbinden
Die Studienwochen haben auch am Gymnasium einen hohen Stellenwert: Die Klassenlager dienen der Bildung des Gemeinschaftsgeistes, die Studienreisen sorgen für inspirierende Kulturwechsel. Auch werden diese Wochen für die Vertiefung von Profilen wie «Magna» (Naturwissenschaften+) oder Fächern wie «Wirtschaft und Recht» genutzt. Eine lange Tradition haben auch die Theaterwochen, die wie einige der Studienwochen in diesem Jahr in etwas anderer Form stattgefunden haben.

Jeweils kurz vor den Herbstferien treffen bei den Zentralen Diensten Fotos von Berg- und Stadtausflügen ein: Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten erklimmen Berggipfel, rüsten Rüebli in Lagerhäusern oder inszenieren Szenen für das Theaterprojekt (siehe Fotostrecke unten). Was in diesem Jahr einzig fehlt, sind Bilder von Vulkanen oder Sehenswürdigkeiten von Kulturmetropolen des nahen Auslands. Damit Schüler/-innen ohne Impfzertifikat keine Ungleichbehandlung erleben, hat die Schulleitung entschieden, dass die Studienwochen ausschliesslich in der Schweiz stattfinden.
So sind die zweiten Klassen anstatt nach Rom ins Tessin gereist, anstatt sich auf den Liparischen Inseln mit Gestein zu befassen, wurde die geologischen Schichtenbildung in der Schweiz studiert. Mit exotischen Tieren und Tierethik haben sie sich Zoo in Zürich auseinandergesetzt. Die Zweitklässler/-innen haben das angepasste Programm mitgestaltet und auch mitgetragen. Für die ersten Klassen standen wie jedes Jahr gemeinschaftsbildende Lager mit ihren Klassenlehrpersonen und Fachlehrerinnen und -lehrern auf dem Programm. Wanderungen und Ausflüge, aber auch Spiele und das gemeinsame Kochen machen diese Lager zu intensiven Gemeinschaftserlebnissen.
Die dritten Klassen vertieften «Studien» in Wirtschaft und Recht oder Magna-Fächern im Klassenzimmer. Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten haben sich für diese Woche Häuser organisiert, in denen sie im Klassenverband kochen und schlafen konnten. Wie auch in den Schneesportlagern übernehmen sie in dieser Heimwoche selber die Verantwortung nach dem Programm an der Schule.
Die vierten Klassen hatten erstmals die Wahl: Lange Zeit war es Tradition, dass alle Schülerinnen und Schüler auf dieser Stufe am Theaterprojekt mitmachen. In diesem Jahr konnten sie sich erstmals für weitere Themen entscheiden: für Pilgern auf dem Jakobsweg in der Schweiz oder für eine Auseinandersetzung mit «Urease – vom Abfall zum Dünger».
Das Resultat der beiden Theaterstudienwochen «R:Evolution» kann im November im Theatersaal erlebt werden (siehe auch «Aufgefallen»).
- Einführungswoche Klasse 1a, Tschamut (GR)
04. - 08.10.2021 - Klassenwoche Prom. 152a
04. - 08.10.2021 - Profil Magna, Klasse 1c, Atomphysik-Workshop im Technorama
Oktober 2021
«Allen gemeinsam ist die Identifikation»
unterstrass.edu wäre nicht, was es ist, wenn sich nicht so viele ehrenamtlich im Verein oder Vorstand engagieren würden. Hanna Lienhard ist eine von diesen engagierten Menschen hinter den Kulissen. Sie ist Vizepräsidentin des elf Mitglieder umfassenden, vielseitig zusammengesetzten Vorstands. In diesem Porträt werden Hanna Lienhard und die Arbeit im Vorstand vorgestellt.

Hanna Lienhard empfängt herzlich in ihrem schönen Haus in Wollishofen: Die Arrangements aus Gartenblumen, die Kinderzeichnungen der Enkel, Bilder des Segelboots und nicht zuletzt das offensichtlich sehr intensiv genutzte Büro zeugen von ihrem prall gefüllten Leben. Die ehemalige vollamtliche Schulpräsidentin ist eigentlich im Ruhestand. Dafür, dass sie sich weiterhin ehrenamtlich als Vizepräsidentin im Vorstand von unterstrass.edu und weiteren Gremien engagiert, nennt sie zwei Gründe: «Bildung ist ein Virus, der einen nicht loslässt.» Ganz besonders gelte dies für sie auf gestalterisch-politischer Ebene. Die ausgebildete Primar- und Sekundarlehrerin wurde schon früh politisch tätig: Sie war zuerst in der Schulpflege, dann im Gemeinderat. Später bezog sie am Hirschengraben für 16 Jahre das «schönste Büro in der Stadt» für ihr Amt als Schulpräsidentin der Kreisschulpflege Zürichberg. Als eine politische Weggefährtin sie im Jahr 2015 – kurz nach Aufgabe dieser Tätigkeit – anfragte, ob sie sich für den Vorstand engagieren wolle, kam der zweite Grund zum Tragen: «Ich kann einfach schlecht Nein sagen», erklärt sie lachend. Als auch noch Jürg Schoch, der ehemalige Direktor und alte Bekannte aus der Militärzeit ihres Mannes, auf sie zukam, galt dies erst recht. Jenem erschien es einfach logisch, dass sie sich mit ihrem grossen bildungspolitischen Erfahrungsschatz und ihrem Netzwerk für unterstrass.edu einbringt. Das wirkte überzeugend: Sie kannte schliesslich fast alle Lehrpersonen, die sie in ihrer Schulpräsidiumszeit anstellte. Absolvent/-innen vom Institut Unterstrass überzeugten praktisch immer.
Noch vor der Wahl durch die Vereinsversammlung in den Vorstand wurde sie in die Findungskommission für das Fach Geschichte berufen. Der Gewählte ist heute Leiter des Gymnasiums. «Ich erlebe von Seiten der beiden Teams wie auch der Leitung grosses Vertrauen und viel Wertschätzung für die Arbeit im Vorstand.» Hanna Lienhard betont immer wieder, dass sie die Aufgabe mit viel Freude erfülle.
Sie erlebe das Gremium als lernende Organisation. unterstrass.edu sei im stetigen Wandel und der Vorstand könne dabei teilhaben. Meilensteine dieser Arbeit seien bis jetzt sicher die Ausarbeitung des Profils Magna (Naturwissenschaften+), das Projekt écolsiv und auch der Wechsel der Direktion und die Reorganisation der Leitung des Gymnasiums gewesen, ebenso die Ausweitung von ChagALL.
Die Vizepräsidentin schätzt es sehr, mit Menschen aus unterschiedlichsten Berufen zusammenzuarbeiten. Die Vorstandsarbeit sei schliesslich enorm vielfältig: «Das Gymnasium und das Institut Unterstrass braucht neben einer Pädagogin auch einen Architekten, einen Juristen, einen Ingenieur, eine Personalentwicklerin und Menschen mit einem ökonomischen Hintergrund.» Als Institution mit evangelischen Werten komplettiere zudem ein Theologe das Team als Präsident. Allen Vorstandsmitgliedern gemeinsam sei die hohe Identifikation mit unterstrass.edu. Alle seien damit auch gute Botschafterinnen und Botschafter für «wo Werte Schule machen», die zum guten Ruf beitragen würden. Sie erlebe selbst, wie sie gerne von unterstrass.edu ins Schwärmen komme und die hohe Motivation und Innovationskraft der Menschen lobe. Sie erzähle dann von Studienwochen, Süd-Nord-Tagen und Projekten. «Vieles, was ich am Gymnasium oder am Institut erlebe, wird auch an anderen Schulen angeboten, das weiss ich natürlich», erklärt Hanna Lienhard lächelnd. Irgendwie sei es aber doch ganz besonders, es herrsche einfach ein ganz spezieller Geist.
Weiterbildung – Inklusive Pädagogik und Kommunikation

Eine inklusive Schule ist heute unabdingbar für ein chancengerechtes Bildungssystem. Der MAS «Inklusive Pädagogik und Kommunikation» qualifiziert Sie als Expert/-in im Bildungswesen. Der Lehrgang besteht aus drei Zertifikatslehrgängen (CAS) mit folgenden Schwerpunkten: Inklusive Pädagogik und Didaktik, Kommunikation und Coaching in der inklusiven Schule sowie Wandel zur inklusiven Schule.
Mit dem CAS «Kommunikation und Coaching in der inklusiven Schule», der im Juni 2022 beginnt, haben Sie Gelegenheit, in den Lehrgang einzusteigen. Der Studiengangleiter freut sich auf Ihre .
Aufgefallen
Mit dem Stück «R:Evolution» beamen sich die Viertklässler/-innen ins Jahr 2040. Eigentlich hätte das Leben der Menschen durch die Digitalisierung besser und bequemer werden sollen. Ein Leben ohne Krankheiten, ohne Belastungen durch menschliche Beziehungen und quälende Sinnfragen. Aber bald wird klar, dass die künstliche Intelligenz längst in die Gedanken der Menschen gekrochen ist. Steht der Mensch dank Technologie kurz davor, Gott zu werden, oder schafft er sich eher selber ab?
Die Vorstellungen finden am Fr 19.11. um 20 Uhr, Sa 20.11. um 20 Uhr und So 21.11. um 17 Uhr im Theatersaal statt.
