Lehrer:innen-Bildung

Einblicke in den Corona geprägten Schulalltag

23. März 2021

Die Studierenden des Instituts absolvierten ihre Praktika oder Lernvikariate mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie, manche an Schulhäusern, die stark betroffen waren. Zwei Studierende erklären, wie das Lernen dort dennoch gelingt und wie engagiert in den Schulhäusern zusammengearbeitet worden ist.

Ein zu befürchtendes Szenario, die Gefährdung der Berufspraktika oder Lernvikariate, ist auch mit der zweiten Corona-Welle nicht eingetroffen. Melanie Dellsperger, die am Institut Unterstrass die berufspraktische Ausbildung des Diplomstudienganges Primarstufe leitet, ist froh über die gute Zusammenarbeit mit Schulen: Allen voran die Praktikumslehrpersonen seien weiterhin bereit, die angehenden Lehrpersonen praktisch auszubilden. Sie sei positiv überrascht und sehr froh darüber, dass alle Studierenden einen Praktikumsplatz gefunden haben. Die Studierenden hätten sich sehr auf ihre Einsätze an Schulen gefreut – endlich mal wieder reale Kontakte pflegen und dabei anwenden, was sie sich in den letzten Monaten ihrer mehrheitlich virtuellen Ausbildung angeeignet haben. Der Dozentin ist aber auch bewusst, dass von den Studierenden teilweise viel abverlangt worden ist. Die Einsätze an den Schulen seien ein besonderer Einblick in die Schulrealität gewesen: «Die Studierenden mussten grosse Flexibilität und Gelassenheit zeigen und damit umgehen, dass sie nicht alles perfekt vorbereiten können.»

Die Studentinnen Julia Zilbauer und Sibylle Moos absolvierten ihr Praktikum respektive ihr Lernvikariat an einer Schule, an der einzelne Schülerinnen und Schüler oder ganze Klassen in Quarantäne mussten. Beide fühlten sich trotz der widrigen Umstände enorm gut vom Schulteam integriert und getragen (siehe Textboxen). Sie erlebten unter diesen Umständen eine ganz besonders lehrreiche Zeit.

Melanie Dellsperger erklärt, dass die Leitung des Instituts Unterstrass die Haltung vertritt, dass es auch in Zeiten von Corona eine Kontinuität in der berufspraktischen Ausbildung geben müsse. Es wurden alle Anstrengungen unternommen, weiterhin eine möglichst normale und berufspraktische Ausbildung zu ermöglichen. Die Organisation der Assessments, die den Abschluss der Lernvikariate bilden, war herausfordernd. Die Studierenden mussten in praktischen Prüfungen ihr Können zeigen. Bei so vielen Quarantäne-Ausfällen gab es immer wieder Verschiebungen, was bei einigen für ein banges Gefühl gesorgt hat. Alle diese Herausforderungen wurde letztlich gut gemeistert.

Julia Zilbauer (Praktikantin im Schulhaus Feldhof in Volketswil)

Im Praktikum erlebte ich eine wunderbare Zusammenarbeit und Flexibilität von allen Lehrpersonen. Im Schulhaus Feldhof gab es sehr viele Corona-Fälle. Ich war Praktikantin bei einer ersten Klasse. Der Tag des Tests war sehr aufregend, viele Kinder hatten Angst oder waren einfach sehr nervös. Einige Kinder der Schule bekamen positive Testresultate, auch wenn sie keine Krankheitssymptome hatten. Wenn mehr als drei Kinder oder Lehrpersonen pro Klasse positiv getestet worden sind, musste die ganze Klasse für zehn Tage in Quarantäne. Das Schulhaus war deshalb recht leer. Vor allem viele Lehrer/-innen und Heilpädagog/-innen fehlten. In unserer Klasse hatten wir grosses Glück, alle Kinder waren negativ getestet. Herausfordernd war aber, ohne Hilfsperson den Unterricht möglichst normal zu führen. Deswegen entschieden wir uns, die lebendige Klasse vermehrt in Halbklassen zu teilen, somit übernahm ich die eine Hälfte der Klasse und meine Praktikumslehrperson die andere. Dies funktionierte ganz gut. Der Lehrpersonenmangel konnte gut bewältigt werden, da zum Beispiel die Musiklehrerin mal in einer Klasse als Assistenz mithalf oder spontan die Schwimmstunde in eine Turnstunde geändert wurde.

Sibylle Moos (Lernvikarin im Schulhaus Feldhof in Volketswil)

Mein Lernvikariat war eine lehrreiche, aber auch anstrengende Zeit. Aufgrund von mehreren positiven Corona-Fällen wurden an der Schule Massentests durchgeführt. Eltern und Kinder mussten informiert und vor allem beruhigt werden. Es war wichtig, eng mit den Eltern in Kontakt zu bleiben, um alle von den Schnelltests zu überzeugen. In meiner Klasse hat das glücklicherweise gut funktioniert. Da zwei meiner Schüler/-innen positiv getestet worden sind, musste meine Klasse in Quarantäne. Online-Unterricht war keine Möglichkeit, da viele keinen Zugang zu einem Computer hatten und Programme wie «Teams» sowieso nicht hätten bedienen können. Ich musste also innerhalb eines Tages einen Wochenplan vorbereiten, der selbsterklärend ist und den die Kinder selbstständig lösen konnten. Danach musste ich selbst in Quarantäne. Viele Eltern waren in dieser Zeit eine grosse Unterstützung, da sie ihren Kindern geholfen und teilweise sogar eigene Hilfsblätter für ihre Kinder angefertigt haben. Es gab wenige Abende im Vikariat, an denen ich vor 9 oder 10 Uhr abends nach Hause kam. Mein Assessment wurde aufgrund der Quarantäne verschoben, das war ein zusätzlicher Stressfaktor. Vieles war ungewiss und änderte von Tag zu Tag. Zu meinem Glück war die Klasse aber motiviert, begeisterungsfähig und sehr sozial, was mir immer wieder neue Kraft gab. Insgesamt kann ich sagen, dass ich diese Zeit nicht so gut gemeistert hätte, wenn ich nicht ein wunderbares Team an meiner Seite gehabt hätte. Ich hatte eine Heilpädagogin, eine «Deutsch als Zweitsprache» (DAZ) Lehrperson, einen Senior, eine Klassenassistenz und eine Teamunterrichtspartnerin, die alle eng zusammengearbeitet haben. Sie haben mich grossartig unterstützt. Dafür bin ich immer noch sehr dankbar.

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