Parteienbasar zu den aktuellen Wahlen
Eine Wahlveranstaltung am Gymnasium Unterstrass wurde am Freitag-Nachmittag zeitgleich mit der Zürcher Klima-Demo durchgeführt. Das brachte nicht nur die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in einen Entscheidungsclinch, sondern prägte auch die Diskussionen am Parteienbasar.
Der SP-Nationalrat Fabian Molina liess durchblicken, wo er lieber wäre: «Zum ehrlich sii, mich schiists e chli ah, nid am Klimastreik debii z’sii.» Der ehemalige JUSO-Präsident zeigte sich begeistert von den aktiven Jungen – einen solchen Druck von der Strasse habe er noch nie erlebt. Das Thema Klimawandel dominierte denn auch die von «discuss it» und dem Fachvorstand Geschichte organisierte Veranstaltung. Die anwesenden Politiker/-innen vom politisch linken bis rechten Spektrum mussten sich den kritischen Fragen der Schülerinnen und Schüler stellen.
Von Eigenverantwortung bis Windräder
Die SVP-Vertreterin stellte vor allem die Eigenverantwortung ins Zentrum: «Jeder muss selber für sich Verantwortung tragen, und zwar in allen Bereichen des Lebens.» Bezüglich des Klimaschutzes glaube sie nicht an Verbote, sondern an Förderung und Unterstützung von neuen, innovativen Ideen. Man dürfe nicht nur fordern, sondern müsse handeln. Es dürfe nicht einfach bei den Klimastreiks bleiben.
Ein BDP-Politiker antwortete völlig ausweichend auf die Klimaschutzfrage und vertrat die Haltung, dass Umweltschutz nichts mit Parteien, sondern mit gesundem Menschenverstand zu tun habe. Er wehre sich, wenn ein Thema politisch nach links oder rechts gezogen werde. Ein GLP-Vertreter stellte fest, dass es Ignoranz gegenüber dem Thema nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei Politikerinnen und Politikern gebe, so habe ihm kürzlich jemand im Kantonsrat erklärt, dass sicher kein Klimawandel existiere.
Auch wurde die Chance genutzt, ab und zu gegen die anwesenden Rivalinnen und Rivalen zu sticheln und sich so in Position zu bringen. So sprach sich eine bürgerliche Politikerin für Windkraftwerke und erneuerbare Energien aus und merkte an, die CVP sei da weiter als die Grünen, die immer sagten, «aber in Windräder fliegen doch die Vögel rein».
Zündstoff Ungleichheit der Löhne
Neben Fragen zum Klimaschutz stellten die Schülerinnen und Schüler gesellschaftspolitische Fragen – beispielsweise zur «Ehe für alle» oder zum «Burka-Verbot». Die Parteienvertreter/-innen zeigten sich dem jungen Publikum mit ihren Antworten fast durchgehend gesellschaftsliberal.
Mehr Zündstoff bot das Thema Wohlstandsverteilung: Die FDP setze sich dafür ein, dass niemand dafür bestraft werde, wenn er/sie viel verdient, erklärte eine Parteivertreterin. Eine Schülerin liess das nicht so stehen: «Aber es ist doch auch nicht fair, dass wir so unterschiedlich verdienen.»
«Bitte wählt. Macht mit!»
Schon zu Beginn und gegen Ende der Veranstaltung nutzten viele Politikerinnen und Politiker die Gelegenheit, an die Jungen zu appellieren: «Wir beschliessen, was ihr erleben müsst. Also bitte: Wählt, macht mit!»
Viele Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die zwischen der Entscheidung für die Klimademo und der Wahlveranstaltung hin und her schwankten, zeigten sich zufrieden über den Parteienbasar. Es sei eine gute Chance gewesen, den anwesenden Politikerinnen und Politikern Fragen zu stellen und ihnen Forderungen mitzugeben. An der Demo wäre man eine/einer aus Hunderten im Regen gewesen.